Papo & Yo

Quicos bedrückende Reise, jetzt auch auf PC

Test Beat Küttel getestet auf PC

Als “Papo & Yo” im August letzten Jahres für die PlayStation 3 erschien, erhielt das Spiel vor allem aufgrund seiner ernsthaften Thematik, welche sich um Alkoholabhängigkeit und die verheerenden Konsequenzen, die diese für das familiäre Umfeld haben kann dreht, viel Aufmerksamkeit. Doch auch die Atmosphäre und das puzzlelastige Gameplay sorgten dafür, dass das Debut des Entwicklerstudios Minority nicht einfach im Meer der Indie-Games unterging. Nun, 8 Monate später, erscheint das Spiel via Steam auch für den PC und wir verraten euch, ob die Zeit genutzt wurde um einige der Ecken und Kanten der PS3-Version zu schleifen.

Für alle, die das Spiel noch nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung des Spielablaufs: Ihr steuert Quico, einen Jungen, der in einem brasilianischen Favela unterwegs ist. Um von einem Areal ins nächste zu gelangen, müsst ihr umgebungsbasierte Rätsel lösen, sprich, ihr müsst Schalter betätigen, Häuser aus dem Weg schaffen, Brücken entstehen lassen oder einen Weg auf eine höher gelegte Plattform finden, um dort eine wichtige Aktion auszuführen. Schon ziemlich kurz nach Beginn des etwas 4-5 Stunden langen Abenteuers stosst ihr auf Begleitung. Lula, in Tat und Wahrheit ein Spielzeugroboter, in Quicos Fantasie aber ein Jetpack, mit welchem er weiter springen und auch entfernt gelegene Schalter aktivieren kann begleitet euch ebenso wie ein geheimnisvolles Mädchen, welches Euch mit Ratschlägen unterstützt und euch den Weg zu weisen scheint. Auch ein grosses, bedrohlich aussehendes Wesen, welches ausschliesslich “Monster” genannt wird, folgt euch schon bald auf euren Wegen. Und diese Wege führen euch durch einen faszinierenden Mix aus ärmlich anmutenden Favelas und Quicos Fantasie, welche wie durch Zauberhand fliegende Blöcke oder Portale in der Umgebung entstehen lässt bis hin zu Abschnitten, die komplett in einer Traumwelt angesiedelt sind.

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Nachdenklich stimmende Metaphern

Wenn man ohne entsprechendes Vorwissen in das Spiel einsteigt, dann kann einem die ernste Thematik durchaus für eine ganze Weile entgehen, da sie anfänglich noch recht subtil eingeflochten ist, und man vorerst damit beschäftigt ist, sich mit der Spielmechanik vertraut zu machen. Doch sobald wir Monster begegnen werden immer mal wieder Hinweise gestreut, die auf ein ernstes Problem in der Beziehung zwischen Quico und Monster, oder eben einem Sohn und seinem Vater, hindeuten. Und spätestens wenn Monster zum ersten Mal einen Frosch entdeckt, und diesen gierig verspeist, nur um Sekunden später in Flammen aufzugehen und in kompletter Rage Quico nachjagt, um ihm wehzutun sobald er in erwischt weiss man, dass es sich hier nicht um einen oberflächlichen Plattformer handelt. Die Botschaft ist klar: Eine Sucht, ob Drogen, Alkohol oder wie eben bei Monster Frösche, kann aus einem Menschen eine Bestie und das Leben für die Angehörigen zur Hölle machen. Vander Caballero, seines Zeichens Creative Director dieses Spiels, verarbeitet durch die Erzählung dieser Geschichte seine eigene Kindheit, in welcher er genauso wie seine Schwester und seine Mutter unter dem Alkoholmissbrauch seines Vaters zu leiden hatten. Und so kann man das Abspringen von Monsters Bauch um sonst unzugängliche Plattformen zu erreichen als simplen, aber spassigen Gameplay-Mechanismus betrachten, oder eben als Metapher für die Abhängigkeit eines Sohns von seinem Vater ohne den er völlig hilflos ist. Dies verleiht dem zwar unterhaltsamen, aber grundsätzlich nicht allzu anspruchsvollen Gameplay eine spezielle Note, und man hetzt nicht einfach von Level zu Level, sondern hält eben auch mal inne um sich vor Augen zu führen, was für eine Aussage hinter dem aktuellen Setting steckt.

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