Pro Evolution Soccer 2014

Grosser Anspieltest: Wunderschöne Fussball-Wissenschaft

Vorschau Benjamin Kratsch

Fazit: „PES 2014“ ist ein ganz neues Fussballerlebnis



„PES 2014“ zu spielen ist komisch und faszinierend zugleich. Es ist verwirrend, weil man als „PES“-Veteran erwartet direkt einsteigen und loslegen zu können, aber alles ist irgendwie anders. Die Steuerung ist sehr viel mehr auf manuelle Kontrolle ausgelegt als noch in „PES 2013“: Ich kann nicht einfach einen Ball aus dem Lauf mitnehmen, sondern muss manuell die Geschwindigkeit Tempo reduzieren, quasi fast stehen bleiben, die Kugel annehmen, kontrollieren und erst dann weiterziehen. Das nimmt spürbar Tempo aus dem Spiel – „PES 2014“ entfernt sich damit noch weiter von „FIFA 14“, was sich sehr zackig anfühlt, aber eben nicht ganz so realistisch. Während die Kicker in „FIFA“ wie Duracell-Hasen 90 Minuten rennen als hätte sie eine Wespe gestochen, ist „PES“ geruhsamer und verlangt nach deutlich mehr Taktik. Ihr könnt auch mit schnellen Spielern wie einem Messi bei Barca oder Ribéry von den Bayern nicht einfach nur über Speed Tore machen. Wo ich in „FIFA“ das halbe Mittelfeld überlaufe, brauche ich in „PES“ sehr viel Kombinationsspiel.

Doppelpässe gelingen nicht automatisch, stattdessen muss der Druckpunkt genau stimmen, ich kann mich also viel weniger auf Routinen verlassen. 

Einer der spannendsten und wichtigsten Punkte ist allerdings die runderneuerte Physikengine, die mit der Power von Hideo Kojimas „Metal Gear Solid 5“-Technologie deutlich mehr Animationsstufen erlaubt und vor allem Gewichtsverlagerung berechnet. Wie sich das Feature auswirkt ist sehr schwer zu beschreiben, wenn ihr selbst noch nie aktiv Fussball gespielt habt. Simpel gesagt nutzt ihr den Körper des Gegenspielers um euren Schuss zu stabilisieren. Das ist eine sehr feine Balance, ihr müsst euch das in etwa so vorstellen: Ein Abwehrspieler bedrängt euch, ihr drückt dagegen. Das macht euer Spiel instabiler, es ist schwer so zu dribbeln. Ich war allerdings mal Stürmer und ein Trick, den uns unser Trainer damals beigebracht hat ist die Schulter des Verteidigers für einen wuchtigeren Schuss zu nutzen. Im Grunde lehnt ihr euch dabei sehr stark nach links, drückt also mit viel Gewicht auf den Gegenspieler (aber bitte nicht so viel, das er umknickt, böse Verletzungsgefahr). Der wird dann hart gegendrücken, so ist euer Körper insgesamt ziemlich stabil. Ausserdem könnt ihr euer Bein so ziemlich weit ausholen, ergo mit voller Wucht die Pille erwischen und ins Tor dreschen. Alternativ könnt ihr natürlich auch mit weniger Schwung zirkeln, aber mit Gewalt ist im 16-Meter-Raum oft die bessere Wahl. Die Balance haltet ihr dabei in der virtuellen Welt mit dem Analogstick und müsst die Körperspannung des Schützen richtig einstufen. Ist er wirklich stabil, ladet ihr den Schuss stark auf. Ist er eher wacklig, lieber auf Nummer sicher gehen und eher zirkeln, weil bei einem Schuss mit viel Power der Winkel des Fusses schnell verrutschen und die Kugel an die Latte oder drüber fliegen kann. Um die Schiri-Entscheidungen und etwas übertriebenen Flugeinlagen bei Grätschen machen wir uns noch Sorgen, aber dieser Part hier ist beeindruckend. Fussball ist Physik und Anatomie, eine echte Wissenschaft eben. Und die bildet „PES 2014“ nahezu perfekt ab. 


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