Kolumne: Fanboys & Konsolenkrieg

Fanboys & Konsolenkrieg: Dumm und Dümmer?

Artikel Beat Küttel

Sony vs. Microsoft. “Battlefield” vs. “Call of Duty”. Mario vs. Sonic. Rivalitäten unter verschiedenen Marken gehören seit über zwei Jahrzehnten zur Gaming-Industrie, wie der Game-Over-Screen zu einem klassischen Konami-Game oder der rote Schildkrötenpanzer zu “Mario Kart”. In dieser Zeit haben sich Begriffe wie “Konsolenkrieg”, “Flame Wars” und eben “Fanboys” ihren festen Platz im Vokabular der Zockergemeinde gesichert. Doch während ein gesunder Enthusiasmus die Triebfeder eines jeden Hobbys und der entsprechenden Community ist, scheinen die “Diskussionen”, wenn man sie denn noch so nennen will, in vielen Foren regelmässig aus dem Ruder zu laufen. Ist dies noch gesund, konstruktiv und hilfreich für die Gamer, die Industrie und das Licht, welches damit auf uns Zocker geworfen wird? Oder ist es an der Zeit, übermütige Fanboys (und Girls) etwas mehr im Zaum zu halten oder gleich ganz aus den Foren zu verbannen?

Bevor ihr euch nun fragt, ob ich - angesichts meines letzten Satzs -  noch ganz bei Sinnen bin, und die freie Meinungsäusserung einschränken und somit fast schon “nordkoreanische” Zustände herstellen will: Nein, das ist nicht meine Absicht, doch dazu später mehr.

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Zuerst einmal möchte ich kurz zurückblicken auf die Anfänge der Gaming-Fanboys (und Girls, aber es handelt sich ja doch häufiger um “Boys”). Natürlich gab es schon in der grauen Zocker-Vorzeit, als die Maschinen noch ZX Spectrum, ColecoVision oder Commodore 64 hiessen, Präferenzen unter den Zockern. Damals war es aber eher ein friedliches Miteinander, und man freute sich, wenn man einen Nerd fand mit dem man sich austauschen und von dem man womöglich sogar noch etwas Neues lernen konnte. Ich kann mich täuschen, aber in meinem Bewusstsein begann die Fanboy-Bewegung so richtig, als Sega und Nintendo Ende der 80er und Anfang der 90er versuchten, ihre Konsolen an den Mann zu bringen. Legendär war dabei der Werbespruch von Sega, in welchem das Unternehmen “Genesis does what Nintendon’t” proklamierte, wobei Genesis der amerikanische Name für die hier als Mega Drive bekannte Konsole ist. Nachdem Sega mit dieser aggressiven Kampagne praktisch den Startschuss gegeben hatte, sich mit seiner Konsole zu identifizieren und Konkurrenzprodukte als minderwertig anzuschauen, gab es kein Zurück mehr.
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Provokationen auf oft unterirdischem Niveau

Unentwegt tobt seither etwas, was wir heute als Konsolenkrieg kennen, während es sich PC-Jünger abseits davon häufig ebenfalls nicht nehmen lassen, darauf hinzuweisen, dass auf dem PC eh alles viel besser aussieht und flüssiger läuft. Im Laufe der Jahre haben sich die Namen der involvierten Firmen geändert, so dass heute vor allem Sony und Microsoft mit ihren Produkten im Mittelpunkt stehen. Und während Konkurrenz zweifellos das Geschäft belebt, und man sich sowohl bei den beiden genannten Herstellern als auch bei Nintendo redlich bemüht, mit hervorragenden exklusiven Spielen und sonstigen Services zu punkten, kann man die Entwicklung der Diskussionen unter den Fans generell eher weniger als “hervorragend” bezeichnen. Ganz im Gegenteil. Denn je mehr tolle, exklusive Spieleserien wie “God of War”, “Super Mario”, “Uncharted” und wie sie alle heissen erschienen, desto derber wurde der Tonfall in den Internetforen. Heutzutage, wo alles und jeder vernetzt ist, und praktisch auf jeder (Gaming-)News-Seite eine Kommentarfunktion vorhanden ist, erlebt man nicht selten erschreckendes. Man merkt nicht nur, dass einerseits vielen der Kommentierenden ganz offensichtlich von den Eltern nie Anstand beigebracht wurde, sondern sieht sich sogar immer öfter mit üblen Beschimpfungen oder gar Drohungen konfrontiert. Klar, wer zu wenig im Kopf hat, um mit Argumenten zu operieren, schlägt halt gerne einmal um sich, das war schon immer so und beschränkt sich auch überhaupt nicht auf die Gaming-Community. Dennoch wirft es ein schlechtes Licht auf uns Gamer, wenn immer häufiger wegen völlig trivialen Meinungsverschiedenheiten plötzlich Beschimpfungen oder gar Drohungen ausgestossen werden. Dies trifft einerseits oft Andersdenkende, häufig aber auch die Entwickler, die für vorgenommene Änderungen am Spielprinzip nicht mehr normale, sachlich vorgetragene und somit hilfreiche Kritik, sondern stattdessen regelmässig schlimme Drohungen einstecken müssen. Doch das Problem dabei ist natürlich, dass dies die Unruhestifter nicht im geringsten stört. Sie berufen sich auf ihre Meinungs- und Redefreiheit, und trollen heftiger, je mehr Aufmerksamkeit ihnen zuteil wird. Dass rassistische Äusserungen oder Mord- und Vergewaltigungsdrohungen Straftatbestände darstellen und somit natürlich NICHT durch die Meinungsfreiheit geschützt sind, muss man solchen Menschen gar nicht erst beizubringen versuchen, denn die Fähigkeit, normal zu argumentieren wurde den meisten dieser bemitleidenswerten Kreaturen von ihrem Umfeld nie beigebracht.

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