Kolumne: Spielejobs - Das Leben eines Lektors

Blickpunkt Spielejobs: Aus dem Leben eines Lektors

Artikel Sharlet

In unserer Reihe "Blickpunkt Spielejobs" gehen wir in die dritte Runde: Nach den Supportern und Redakteuren sind die Lektoren an der Reihe … diese mystischen Wesen der Spiele-Branche, die für Zucht und Ordnung in den Fliesstextwüsten sorgen. Moment … Fliesstext-Wüsten.

Es gibt eine Sache im Leben, die kann man einfach drehen und wenden, wie man will ... die meisten berufstätigen Menschen müssen früh aufstehen. So auch die wertvollen, die geheimnisvollen, die unglaublich coolen Lektoren. Moment mal ... wie cool sind Lektoren eigentlich? Betrachtet man die Sache aus Sicht eines Spielers, so fallen Lektoren in der Regel noch weniger auf als ein Entwickler. Selbst die Entwickler sitzen stundenlang an ihrem Arbeitsplatz und schrauben und werkeln und fuchseln und tapseln fleissig herum, um den Spielern ein ordnungsgemässes, ein funktionstüchtiges, aber vor allem ein angenehmes Spiel zu ermöglichen.

Lektoren tun das auch ... doch sie sind nicht für die inhaltliche, für die grafische oder gar technische Umsetzung eines Spiels zuständig, sondern für den ganzen schriftlichen Kladderadatsch. Wie soll ich anfangen? Was ist zu tun? Wo finde ich diesen Aufgabensteller? Wie funktioniert diese Maschine? Kann ich das Gebäude da zerstören? Lektoren der Spiele-Branche setzen sich tagtäglich mit unzähligen Texten der verschiedensten Spiele auseinander. In der Regel benötigen sich Lektoren nicht zu spezialisieren, da es für ihre Arbeit grundsätzlich bedeutungslos ist, ob es sich um einen sympathischen Werwolf, ein Alien oder einen Bomber handelt. Solange „sympathisch“ falschgeschrieben ist und sie den Fehler erkennen, haben sie ihren Job erledigt.

Screenshot

Fehler finden ... ja, und sonst so?

Doch Rechtschreibfehler finden ist für einen Lektor in der Regel noch lange nicht alles. Es gibt verschiedene Arten der Lektorats-Arbeit. Dies ist in jedem Fall abhängig vom Unternehmen, bei dem der Lektor angestellt oder aber freiberuflich tätig ist. Gerade Lektoren arbeiten entweder in einem festen Beschäftigungsverhältnis, bei dem sie oftmals sämtliche - und wir meinen sämtliche - Texte des Unternehmens zu lektorieren haben. Das bedeutet, dass sie am Montag ein Tutorial überarbeiten, am Dienstag die Facebook-Beiträge der nächsten zwei Wochen und am Mittwoch die anstehenden Pressemitteilungen. Das alles möglicherweise für fünf unterschiedliche Spiele und natürlich sofort. Sofort ist übrigens in diesem Job (wie in fast jedem anderen Job auch) das Zauberwort.   Jeder möchte seine Korrektur so schnell wie möglich und mit so schnell wie möglich meinen wir eigentlich sofort. Das meint übrigens auch der Chef. In den meisten Fällen ist es auch der Chef beziehungsweise der Vorgesetzte des Lektors, der ihm die jeweiligen Texte via E-Mail, FTP-Server oder entsprechende interne Systeme zukommen lässt. Freiberufliche Lektoren arbeiten ähnlich, doch ihre Aufgaben sind oftmals nach der Beendigung eines Lektorats abgeschlossen und sie könnten - theoretisch - sofort ihre Rechnung schreiben, sofern nichts anderes vereinbart ist. Wie auch immer die wilden Texte zum zähmenden Lektor gelangen und wie und wann und wo der hilfsbereite Herr oder die flinke Dame bezahlt wird ... Lektor bleibt Lektor. Daher kehren wir nun zurück zur hinterhältigen Grammatik.

Kommentare

Kolumne: Spielejobs - Das Leben eines Lektors Artikel