Thief (2014)

Grosser Hands-On-Test: Die Rückkehr des Stealth-Papstes?

Vorschau Benjamin Kratsch

„Thief“ hat eine extrem harte Entwicklung hinter sich. Die Designphilosophie, Engine und das Gamedesign wurden immer wieder verworfen und neu entwickelt. Ist das Spiel von Square Enix Montreal jetzt die erhoffte Rückkehr des Begründers des Stealth-Genres oder wird es ein zu harter Reboot? Wir haben den Hoffnungs-Titel für alle Next- und Old-Gen-Schleicher einen Tag lang auf der Playstation 4 gespielt. Von halsbrecherischen Klettereinlagen bis verbrecherischen Überfällen haben wir dort alles erlebt, unseren Schwierigkeitsgrad bis ins letzte Details selbst zusammengebastelt und uns trotzdem oft unterfordert gefühlt. „Thief“ im letzten grossen Hands-On-Test.

v. Dominik Schott / Benjamin Kratsch

Mein Name ist Garrett. Ich bin keiner dieser grossen Helden mit weisser Weste. Keiner, der Völker rettet oder Kriege beendet. Nein, ich bin einer, der in Schatten existiert. Sie nennen mich Meisterdieb. Ich bin einer, der sich im seidenen Schoss der Nacht geborgen fühlt und der auf dem Pflaster der Stadt zu Hause ist. Dieser Tage, in denen die Reichen immer wohlhabender werden, ihre blassen, verwelkenden Glieder in die armen Mädchen im Haus der Blüten stecken und eine Plage die Besitzlosen dahinrafft, nehme ich mir, was mir zusteht. Ihres. Was ihres ist, ist das Meine. Mag der tyrannische Baron nur im Irrglauben leben, er habe jeden Bewohner der Stadt unter seiner Fuchtel. Garrett, Schrecken seiner unterbelichteten Handlanger, wird er nicht unter- jochen, geschweige denn, ihn an der Ausübung seines dunklen Handwerks hindern. Und so streife ich auch diese Nacht durch die klammen Gassen der Stadt. Regentropfen erbrechen sich aus den dicken, grauen Wolken, während meine Fingerspitzen den kalten Stahl einer Leiter ergreifen. Alles hier ist grau, braun, bestenfalls blässlich blau. Jener trübe, farblose Himmel kleidet den Uhrenturm in ein Selbstmördergewand, gewoben aus Fernweh. In meiner dunklen Kluft, so vermummt und lediglich die Augen freiliegend, füge ich mich perfekt ein in diese düstere Tristesse.

Die vertikale Ebene ist mir ein ebenso treuer Freund wie die Schatten, weshalb ich jede höher gelegene Plattform ausnutze, um die Stadt ungesehen zu durchqueren. Zwecks Erreichen noch höherer Gefilde trage ich ein Werkzeug namens Klaue an meinem Gürtel, das wie ein Enterhaken funktioniert und mich hoch hinaus bringt. Am anderen Ende springe ich aber zunächst wieder hinab und befinde mich auf Strassenebene.

Meine Hände ergreifen das karge Gemäuer und ich luge bedächtig ums Eck – die Gasse ist sauber. Mein Instinkt lässt mich Pfützen nur vorsichtig durchwaten, denn des Plätschern des kühlen Nasses könnte mich schnell verraten. Zunächst scheint der Innenhof, den ich jetzt betrete, sicher, doch hinter einer Biegung wirft flackerndes Licht unheilvollen Schein. Ich gehe keine Risiken ein, zücke meinen mechanischen Bogen und feuere einen Pfeil auf einen Flachmann, den irgendein Trunkenbold auf dem Fass dort drüben abgestellt hat. Meine Vorsicht zahlt sich aus, denn schon stiefelt von der Feuerstelle eine Wache heran, das Geräusch zu untersuchen. „Stell dich, du Ausgeburt der Nacht“ schreit der Soldat, doch stellen, sich zeigen und dem Kampf preisgeben das ist nicht mein Handwerk.

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