Thief (2014)

Grosser Hands-On-Test: Die Rückkehr des Stealth-Papstes?

Vorschau Benjamin Kratsch

Die düstere Tristesse eines Steampunk-London


Die Stadt, die Dreh- und Angelpunkt des Geschehens im Spiel ist, erinnert an ein viktorianisches London mit leichten Steampunk-Anleihen. Wo früher noch eine aufsteigende Metropole stand, schleiche ich nun durch verfallene Häuserruinen, dreckige Gassen und halte mich in den Schatten der hoch aufragenden Fabrikgebäude. Als Garrett sehe ich mich zunehmend in den Konflikt zwischen den brutalen Stadtwachen, die mit eiserner Faust über die Stadt herrschen, und dem aufbegehrenden Volk unter Führung des charismatischen Orion gezogen. Bald wird offensichtlich, dass meine Entscheidungen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt und das Kräftegleichgewicht zwischen der Armee des Baron und dem Volk haben werden. Die Stadt ist mehr ein Slum, abgetrennt vom Adel durch mächtige Zugbrücken. Überall kauern arme Gestalten, beispielsweise eine Frau und ein Mann, die sich nur noch den Tod wünschen. „Mach das es vorbei geht. Ich will doch nur einschlafen und nie wieder aufwachen“, fleht sie ihn an. Gerne würde ich als Spieler diesen Menschen helfen, doch Square Enix Montreal baut Garrett in erster Linie als kaltherzigen, gebrochenen Mann auf, der eigentlich nur getrieben wird immer mehr zu klauen.

Meiner Meinung nach ein Fehler: Da ich nicht zu viel von der Handlung verraten möchte, konzentriere ich mich lieber auf die Spannungsbögen: Die waren nämlich eher lasch um erzählerische Pfosten gewickelt. Die Geschichte liess mich vollkommen unerwartet etwas kalt, während ich mich viel mehr dafür interessierte, endlich loslegen zu dürfen um Schatzhäuser und Schlafzimmer nach Kostbarkeiten zu durchsuchen. Dass die Story nicht überzeugen kann, liegt meiner Meinung nach vor allen an den austauschbaren und klischeehaft-überzeichneten Charakteren: Die schlagfertige, freche Mitstreiterin ist genauso mit von der Partie wie der ungepflegte, glatzköpfige und humpelnde Superbösewichte. Die Synchronisation hatte einige Aussetzer, war aber laut Square Enix auch noch nicht final abgemischt, daher hebe ich mir mein Urteil für den Test auf. Auch ansonsten herrscht Hoffnung: Die Ansätze sind da, Garrett muss als Charakter aber auch eine richtige Entwicklung durchleben. Immerhin ist  es angenehm zu sehen, dass er nicht nur von der Droge Gold getrieben wird, sondern vor allem auch herausfinden will ob und wie seine Zieh-Tochter Erin ums Leben gekommen ist.

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