L.A. Noire

Hier Streifenpolizist Cole Phelbs, ich übernehme!

Test Guest getestet auf PlayStation 3

The case that makes you – the case that brakes you

Ist L.A. Noire ein Police Quest 2011? Nun, das würde ich so nicht sagen, aber komplett falsch ist die Aussage auch nicht. Das Gameplay von Rockstars' / Team Bondi's neustem Wurf könnte man als Mix aus GTA und Heavy Rain bezeichnen. Manches erinnert viel mehr an ein Adventure im Stil von Phoenix Wright als an ein Openworld-Actiongame – ganz neue Töne also für ein Spiel mit dem gelben R plus Stern.

Die Stadt und die Strassen des Geschehens sind voll von detailgetreuen Autos dieser Zeit, von Passanten in entsprechender Kleidung – und die Spielwelt ist von Beginn weg frei begehbar. Die drei Stadtgebiete Hollywood, Wilshire und L.A. Central bestehen jeweils aus weiteren stark unterschiedlich gestalteten Gebieten wie Wohnsiedlungen auf Anhöhen, Villenvierteln, Industriezonen, Innenstädten mit Hochhäusern (oder besser gesagt: was man 1947 als Hochhaus bezeichnet hätte), Shoppingmeilen und diversen Parks.

Zwischen den Hauptmissionen kommen über Polizeifunk immer wieder Notrufe herein, die man wahlweise annehmen oder ignorieren kann. Es lohnt sich jedoch ungefähr jeden zweiten Zwischenfall zu bereinigen, vorausgesetzt er befindet sich einigermassen in der Nähe von Phelbs momentanem Standort. Die Notrufe geben Erfahrungspunkte und man lernt so die Stadt besser kennen. Ausserdem entdeckt man automatisch die Landmarks – die Sehenswürdigkeiten — was sich für spätere Fälle lohnt. Das Rumfahren und Notrufe lösen ist zwar kein Muss, es lohnt sich allerdings für das Lösen von bestimmten Fällen. Aber auch da: Falls man selbst nicht weiss wo es weitergeht, kommt Phelbs irgendwann selbst mit dem Hinweis darauf. Um etwas Geduld kommt man auf diesem Weg allerdings nicht herum.

Die Tatorte verlangen nach genauen Untersuchungen. Das Spiel gibt einem via Musik und Controller-Vibrationen Hinweise, wo man nachschauen soll. Gegenstände können in der Hand gedreht, genauer betrachtet und teilweise geöffnet werden.

Die Opfer – meist gibt es welche — sind ebenfalls eine Pflicht für genaue Betrachtung, haben sie doch meist entscheidende Hinweise an sich. Die Szenerien mit den Toten sind sicherlich nichts für schwache Nerven, unter den Fällen befinden sich wie oben angetönt auch die grausamen Frauenmorde des Black Dahlia-Killers. Ein wahrer Fall, der offiziell bis heute ungelöst blieb. Jedenfalls ist L.A. Noire sicherlich nichts für Zartbesaitete. Hier wird weder ein Blatt vor den Mund, vor die Scham, noch sonstwie vor die Kamera genommen. Derbe Typen, übel zugerichtete Opfer, hinterlistige Profiteuere, Drogenzombies – das ganze Programm der Widerlichkeiten begegnet Phelbs im Verlauf seiner Karriere.

Nach jedem Fall gibts eine Statistik hinsichtlich eurer Erfolge. Wieviele Hinweise habt ihr gefunden? Wieviele richtige Einschätzungen in Verhören getroffen? Wieviele Strassenlaternen habt ihr umgefahren? Wieviele Beulen an Privatfahrzeugen verursacht? Alles kommt in den Bericht.

Screenshot

Die Ermittlungen, abgesehen vom Tatort, bestehen aus der Suche nach weiteren Hinweisen durch Untersuchungen von anderen Orten, oder der Vernehmung von Personen. Dabei kann es durchaus passieren, dass ein Verdächtiger abhaut und man diesem nachjagen muss, mitunter auch per Auto. Schiessereien können jederzeit unverhofft ausbrechen. So entsteht eine stetige Spannung, welcher man sich kaum entziehen kann. Und immer mal wieder gibts ein neues Gameplay-Element wie Balance-Akte oder Minigames in Form von Umherkranen von Kisten in einer Lagerhalle o.ä.

Gerade die Verfolgungsjagden bilden immer wieder eine willkommene Abwechslung im Geschehen, und man muss ständig auf der Hut sein beim Rasen durch die Strassen von Los Angeles, um nicht Passanten oder das Eigentum anderer Leute zu beschädigen. Alles im Interesse der Fallbeurteilung.

Ab und an kommt es auch zu einer Keilerei mit einem oder mehreren Gegnern (welche dann der Partner übernimmt). Auch diese Box-Einlagen sind gut gemacht und verleihen durch einfach Bedienung und tolle Animationen dem ganzen Spielgeschehen etwas Würze. Prügeln geht in L.A. Noire wesentlich leichter von der Hand als in GTA oder RDR.

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