James Bond 007: Blood Stone

Amüsiert, nicht gerührt

Test Alain Jollat getestet auf Xbox 360

Viele Gamer (meist so um die dreissig oder älter) denken an ein ganz bestimmtes Spiel, wenn es um James-Bond-Titel geht: Goldeneye auf der Nintendo64-Konsole. Seither ist das eine oder andere Game mit dem britischen Über-Agenten erschienen, jedoch konnte keiner der neuen Titel dem Rare-Klassiker das Wasser reichen. Ob dies Bizarre und ihrem Bond-Spiel mit dem Titel „Blood Stone 007“ gelingen wird?

Bond hat einen Wandel durchgemacht. Seit dem Kino-Hit „Casino Royale“ ist er nicht mehr derjenige, der er vorher war. Wurde er zuvor als Gentleman, Womanizer und smarten Geheimagenten verkörpert, den kaum jemand etwas aus der Ruhe bringen kann, so ist der neue Bond zwar noch immer ein Frauenschwarm, aber als Gentleman kann man ihn wohl nicht mehr bezeichnen. Er hat mittlerweile mehr mit einem staatlich anerkannten Auftragskiller zu tun als mit dem originalen James Bond. Die Welt zu retten ist nun mal kein Ponnyhof und wer sich mit dem Übelsten der Unterwelt anlegt, der bekommt zwangsläufig dreckige Finger.

Auch im neusten Abenteuer des berühmtesten Doppenullagenten wird er genügend Chancen haben, sich die Finger dreckig zu machen. Das Abenteuer beginnt – ganz Bond-typisch – mit einem etwas kleineren Fisch, bevor der richtig fiese Schelm nach der Weltherrschaft greifen will. So stehen wir denn in Athen M zur Seite und verhindern einen Bombenangriff auf die versammelten Vertreter der G20-Staaten.

Nach einem filmreifen und einem für die Bondfilme typischen Opener mit exklusiver Musik und fantastischen Animationen machen wir uns auf die Spur eines Biowaffenherstellers fast quer über den ganzen Globus. Ich möchte euch nicht allzu viel über die Geschichte verraten, denn die eine oder andere Wendung dürfte für Spannung sorgen.

James Fisher? Sam Bond?

Auf eines der aus „Splinter Cell“ bekannten Features werdet ihr nach den ersten paar Metern stossen: Das Fokuszielen. Es ist eine leicht abgewandelte Version des „Mark and Execute“-Features und wird ebenfalls dann aktiviert, wenn ihr einen Gegner mittels Nahkampfangriff ins Jenseits befördert habt. Allerdings müsst ihr bei Bond nicht zuerst alle Gegner markieren, bevor ihr sie ausschaltet. Wenn ihr Fokuszielen aktiviert, verlangsamt sich die Zeit und Bond zielt millimetergenau auf den nächsten Feind. Ihr könnt nun nur noch den Abzug betätigen oder einen anderen Gegner auswählen, falls sich vor euch mehrere der Widersacher befinden. Da ihr bis zu drei Fokuszielen-Aktionen gleichzeitig „vorbereiten“ könnt, dürft ihr auch in Windeseile drei Gegner innert Sekundenbruchteilen ausschalten. Wie im Film… Bond ist eben ein Tier!

Ansonsten ist die Steuerung genretypisch ausgefallen und bietet keine grossen Überraschungen. Unser Geheimagent kann bis zu zwei Waffen tragen und führt ausserdem ein cleveres kleines Smartphone mit sich. Damit lassen sich die Positionen und „Gemütszustände“ der Gegner anzeigen (ahnungslos, aufmerksam und alarmiert). Weiter zeigt einem das mobile Wunderding den rechten Weg, markiert fallengelassene Waffen und weist einem auf Informationsquellen hin, die man scannen und/oder sammeln kann. Es funktioniert fast ein wenig so, wie der Detektiv-Modus aus Batmans letztem Abenteuer, auch wenn Bonds Smartphone nach einiger Zeit zu flackern beginnt und man entweder zurück zur normalen Ansicht wechseln oder stehen bleiben muss.

Das klassische Egoshooter-Gameplay wird vereinzelt durch wilde Verfolgungsjagden und Autorasereien aufgelockert. In einem Level fliehen wir aus einer explodierenden Fabrik und da schlägt das Herz schon ziemlich hoch, während wir versuchen, den umherfliegenden Trümmern auszuweichen und von links und rechts mit Explosionen und fliegenden Überbleibseln der Fabrik eingedeckt werden.

Einmal um die ganze Welt

Grafisch reisst „Blood Stone 007“ wahrlich keine Bäume aus. Vereinzelt sehen die Levels ziemlich trist aus, andererseits stehen wir oft auch vor wahren Meisterleistungen der digitalen Architektur. Allerdings präsentiert sich das ganze Spiel mit abwechslungsreichen Handlungsorten. Mein persönliches Highlight war der Unterwasserzoo, wo wir hinter gigantischen Glasscheiben der Unterwasserwelt zuschauen konnten. Leider war diese Unterwasserwelt etwas spärlich ausgestattet, trotzdem war es sehr schön anzusehen. An den Animationen kann nichts ausgesetzt werden. Liebe zum Detail kann dann erkannt werden, wenn Bond hinter seiner Deckung bei Beschuss kurz zusammenzuckt. Auffällig ist in diesem Spiel die grosse Anzahl an Cutscenes. In einigen Levels hart an der Grenze des Erträglichen stoppen sie mitunter den Spielfluss, ohne gross Mehrwert zu bieten. Glücklicherweise sind die Cutscenes im späteren Verlauf des Spiels geschickter gesetzt.

Soundtechnisch gibt es keinen Grund zur Beanstandung, allerdings auch kein Grund zu überschwänglichem Lob. Hervorzuheben ist allerdings, dass sowohl Bond als auch M. von den deutschen Synchronsprechern vertont werden, welche in den Filmen den Figuren ihre Stimme leihen. Allgemein habe ich die deutsche Synchronisation als sehr angenehm empfangen, auch wenn sie das eine oder andere Mal alles andere als Lippensynchron ist.

Der Multiplayer ist im Prinzip Standardkost und fesselt leider nicht derart, wie es das grosse Vorbild aus den Zeiten des Nintendo64 tat. Insbesondere auch bei der aktuell sehr starken Konkurrenz durch den Primus „Call of Duty“.

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