Front Mission Evolved

Reif für den Schrottplatz?

Test Guest getestet auf PlayStation 3

Mechs sind eigentlich ziemlich cool. Und auch in der Popkultur waren Mechs immer cool. Als legendärste mechähnliche Blechbüchse dürfte man wohl Optimus Prime bezeichnen. Aber auch Jehuty aus „Zone of the Enders“ hatte sich in die Herzen der PS2-Besitzer geballert. Und auch die Strategie-Serie „Front Mission“ hat sich definitiv einen Namen gemacht. Ist „Front Mission Evolved“ bereit, dieses schwierige Erbe anzutreten?

In Kurzfassung: Nein. Es ist weiterhin schleierhaft, warum Square Enix und Double Helix sich dazu entschieden haben, die altehrwürdige Serie zu veractionisieren - man verzeihe mir diesen nicht existenten Neologismus. „Front Mission“ war eine brillante Strategie-Serie, die sich nicht durch Mechs, sondern eine ausgefeilte Spielmechanik ihre Lorbeeren verdiente. „Evolved“ ist also quasi der nächste, logische Schritt; halt die Evolution von „Front Mission“. Mit Double Helix hat Square Enix nicht unbedingt eines der besten Teams an Bord geholt. In der letzten Zeit sind sie eher durch mittelmässige Titel wie „Silent Hill: Homecoming“ oder vor allem „G.I. JOE: Rise of Cobra“ aufgefallen. Schlechte Vorzeichen nennt man das wohl.

hier maschinelles Geräusch einsetzen

Es ist immer wieder interessant, sich durch alte Science Fiction Programme zu klicken und dort zu sehen, wie die Zukunft, in der wir jetzt leben, damals ausgesehen hat. Als Beispiel kann man den Vorzeigefilm von Stanley Kubrick „2001: A Space Odyssey“ oder die 70er Jahre Fernsehserie „Space: 1999“ nehmen. Wenn man die damals als futuristisch geltenden Gerätschaften betrachtet, kommt man nicht umhin, sie als „alt aussehend“ zu bezeichnen. Denn futuristische Trends wechseln ständig und haben nichts mit der wirklichen Zukunft zu tun. Heute gelten besonders Objekte mit vielen Rundungen und wenig Kanten als futuristisch. Am besten kann man das bei Concept Cars sehen.
Mechs sind eigentlich topfuturistisch, das weiss jedes Kind – ausser Double Helix und Square Enix. Denn die Mechs, Verzeihung Wanzer,  aus „Front Mission Evolved“ sehen immer noch aus wie Mikrowellen auf Stelzen, wie sie schon bei „Mech Warrior“ aus den 90er-Jahren ausgesehen haben. Das ist natürlich Geschmacksache, aber das fehlende futuristische Design ist schon der erste Dämpfer.

„Front Mission Evolved“ spielt sich wie ein durchschnittlicher 3rd-Person-Shooter. Mit Raketen und Maschinengewehren kann auf den Gegner gehalten werden. Die insgesamt vier Waffenslots können zwischen den Missionen auch verbessert werden.
 Ausserdem kann man auf Oberflächen hin und her skaten, sehr ähnlich wie das schon Jehuty aus „Zone of the Enders“ konnte oder auch als aktuelles Beispiel Sam Gideon aus „Vanquish“ getan haben. Nur will hier irgendwie die Dynamik der beiden genannten Spiele nicht aufkommen. Das liegt einerseits daran, dass die Spielgeschwindigkeit zu gering ist, andererseits vielleicht auch daran, dass die Atmosphäre schon optisch bedingt nicht aufkommt. Matschige Texturen, fast leergefegte, leblose Städte ohne grosse Abwechslung und graue Strassen stehen auf dem Grafikprogramm Zwar gibt es zwischendurch immer wieder nette Settingwechsel, aber keines kann so richtig begeistern. Wer spektakuläre Funkenspritzereien, Explosionen und Partikeleffekte erwartet hat, ist schief gewickelt. „Front Mission Evolved“ hinkt auch technisch seiner Zeit hinterher. Wenn das Spielprinzip an sich nicht so repetitiv wäre, sondern noch ähnlich taktische Vorgehensweisen erfordern würde wie seine Vorgänger, könnte man hier noch beide Augen zudrücken. Aber da sogar das Gameplay anspruchslos geworden ist und ein Mit-dem-Fadenkreuz-einfach-mal-auf-den-Feind-zielen völlig ausreicht, stellt sich langsam Ernüchterung ein. Klar, einige Stunden macht das denkfreie Ballern schon einigen Spass, aber das war’s dann. Da auch die Kampagne relativ kurz ist, hat ein Wiederholen nach diesen gespielten Stunden nicht sehr viel Sinn.

Eine Story gibt’s auch noch?

Natürlich gibt es die. Aber auch diese ist eher eine Ausrede denn eine wirkliche Story. Ihr spielt einen jungen Forscher der eben seinen Wanzer (ja so heissen die Mechs im Spiel wirklich!) richtig testen will, um ihn nachher einem erlauchten Kreis vorzustellen, da diese Geräte die neue Nummer Eins in Sachen mobiler Kriegsführung sind. Zufälligerweise greifen hochspezialisierte Gegner die Stadt an und da der Vater des Protagonisten in der Angriffszone lebt und arbeitet, will unser Held ihn natürlich ohne Autorisierung retten. Wie er den Wanzer aus einer Hochsicherheitszone bringt, bleibt schleierhaft.
Jedenfalls begebt ihr euch also in die Kriegszone und bekämpft die mechanische Feindesbrut.
Dabei muss man „Front Mission Evolved“ aber trotzdem loben: Die Zwischensequenzen sind gut gemacht, vor allem was die Kameraperspektiven angeht. Grafisch sind sie leider aber keine Wucht, ähnlich wie der Rest des Spiels. Soundtechnisch wissen aber authentisch klingende Sprecher und wuchtiges Geballer, das aus den Boxen scheppert, zu begeistern.

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