Gran Turismo 6

Der lebenslange Adrenalinrausch des Kazunori Yamauchi

Interview Benjamin Kratsch

„Sammeln tue ich immer noch gerne: Nur mehr Autos, keine Insekten“


Das sammeln und akribische archivieren und aufbereiten hat sich Kazunori seit seiner Leidenschaft für Insekten behalten. Heute sind es nur eher Autos: Porsche 911 GT3, Nissan GT-R, Mercedes SLS AMG und ein Honda S2000. Aktuell liebäugelt er mit der Corvette Stingray und hätte gerne einen McLaren P1 – die sind allerdings ausverkauft und trotz der bislang 70 Millionen verkauften Exemplare der „Gran Turismo“-Reihe würde seine Frau einem solchen Eine-Million-Dollar-Spass nicht zustimmen.

Doch der König der Polygone, wie ihn schon so viele namhafte Magazine genannt haben, erinnert sich auch gerne noch daran wie alles begann: „Ich weiss noch wie unser Büro damals aussah. Es war ungefähr halb so gross wie meines heute und wir haben mit sieben Leuten Rücken an Rücken gearbeitet. Oft schliefen wir dort und wenn jemand morgens die Tür im Sony-Tower aufmachte, ragten immer ein paar Füsse aus der Tür. War eine gute und verrückte Zeit“. Yamauchi war schon damals der absolute Perfektionist und kann sich nur an vier Tage im Jahr erinnern, die er während der Entwicklung von „Gran Turismo 2“ zu Hause war. Den Rest der Zeit war er im Büro oder auf Flügen: „Vor der E3 habe ich 100 Stunden an dem Code gearbeitet ohne zu schlafen. Kann ich im Nachhinein aber nicht empfehlen“.

„Wir arbeiten wie Formel 1 Teams. Red Bull macht ja auch nichts anderes“


„Im Grunde tun wir ja nichts anderes als Red Bull oder McLaren. Am Ende des Tages ist es alles Physik und Mathematik: Du testest hunderte Reifen, notierst die Werte, lässt sie gegeneinander antreten. Du testest sie auf unterschiedlichem Untergrund: Sand, Schlick, Schlamm, Schnee, so erhältst du die Performance-Werte der Reifen. Nichts anderes tun Racing-Teams um Herauszufinden, welcher Reifen die beste Balance zwischen Speed und Abrieb bietet“, erklärt der Chef von Polyphony Digital, der zuletzt sogar federführend an der Entwicklung des Nissan GTR beteiligt war.

Das ist ein spannendes Zitat, denn es zeigt schön wie Yamauchi seine Arbeit bewertet. Er respektiert „Forza“, spielt es aber nicht und sieht seine Arbeit weniger als die eines klassischen Game-Designers und mehr wie die eines Renn-Ingenieurs wie Adrian Newey, der Mann der für Red Bull die Weltmeisterschaftsautos entwirft und für Kazunori Yamauchi damals für „Gran Turismo 5“ den Red Bull X1 als spielbare Version geschaffen hat. 


 

 

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