Sonic Adventures 2

Der Igel aus der Gruft

Test Reto Vincenz getestet auf Xbox 360

Einige der alten Spieleperlen haben mittlerweile Zombiehaftes an sich: Obwohl optisch nicht mehr taufrisch, sind die Dinger einfach nicht tot zu kriegen. Im vorliegenden Fall ist es "Sonic Adventure 2", das sich nun zum dritten Mail auf den Bildschirm des – zugegeben, bereits etwas ergrauten – Testers schleicht. Das Original erschien auf der letzten Sega-Konsole Dreamcast im 2001, ein Jahr später war dieses Igel-Abenteuer dann als "Sonic Adventure 2 Battle" Launch-Titel für den Nintendo GameCube. Und nun, zehn Jahre später, macht der Flitze-Titel via XBLA und PSN der Xbox 360 bzw. der Playstation 3 seine Aufwartung.

Vergangener Glanz

Wobei in den drei Worten – zehn Jahre später – auch gleich der Hund begraben liegt. So gut Games wie "Sonic Adventures 2" damals auch waren, so hoffnungslos veraltet sind sie heute. Es ist wie die erste grosse, verklärte Liebe aus der Lehrlingszeit, die man eine Dekade später wieder am Klassentreffen sieht – der Zauber ist in der Regel futsch. Katastrophale Kameraführung, eine fragwürdige Kollisionsabfrage, Steuermacken und eine Optik jenseits von Gut und Bös wecken zwar nostalgische Gefühle, letztlich sieht es halt aber trotz sauberer HD-Auflösung, 60 Bildern pro Sekunde und 16:9-Format gruselig aus.

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Allerdings ist der Spassfaktor des Spiels eng an die persönliche Schmerzgrenze geknüpft. Wem das technische Steinzeitalter egal ist und darüber hinaus das Spiel noch nicht kennt, der darf sich von Sonic und seinen Freunden durchaus begeistern lassen. Und das wochenlang, denn das legendäre Sonic Team hatte in diesen Jahren nicht nur seine kreative Blütezeit, sondern packte auch noch erfreulich viel Inhalt in seine Werke. Etwa kann man die Geschichte nicht nur mit Sonic, Tails und Co. erleben, sondern darf – und das war damals ein Novum –  auf die «dunkle» Seite wechseln und Dr. Eggman oder den hier noch taufrischen Shadow the Hedgehog steuern. Und das bringt ziemlich Abwechslung ins Geschehen, denn das Handling der einzelnen Figuren ist grob unterschiedlich (von gewohnt pfeilschnell mit Sonic bis zu Krach-Wumm mit Dr. Eggmann) und die Handlung findet, je nach gewähltem Held in ganz anderen Arealen statt.

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Spätestens bei den Stages mit Knuckles und Rouge verflucht man dann allerdings den Ideenreichtum der Entwickler, denn der Schuss mit der Suche nach völlig sinnbefreiten Kristallen auf in einem frei begehbaren Gebiet ist einfach nur ätzend langweilig und hochgradig Nerv tötend. Auf der Sonnenseite steht dafür der extrem umfangreiche Chao-Garten, der das Herz jedes Tamagotchi-Fans höher schlägt und als "Spiel im Spiel" eigentlich eine eigene (sehr hohe) Wertung verdient hätte.

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