Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain - Test

Ein wahres Meisterwerk, nur ganz anders

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 4

„Metal Gear Solid 5“ ist wohl das Abschiedsgeschenk von Hideo Kojima. Es ist ein Meisterwerk geworden, doch auf andere Art als früher. Es hat noch immer diese kühle Brillanz im Storytelling, präsentiert sich aber alternativ für die Generation Youtube. Und es interpretiert Open-World-Mechaniken völlig neu. Es lässt euch nicht nur Soldat sein, sondern Stratege und Entscheider.

Einen Test zu „Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain“ zu schreiben, ist eine grosse Herausforderung. Wo nur soll ich beginnen? Vielleicht bei den kleineren Begegnungen, in denen ich von einem Bär angefallen wurde, mich im Hechtsprung rettete und aus der Drehung heraus den Betäubungspfeil in sein Herz injizierte? Oder grösseren Bosskämpfen, wie dem gegen den neuen Metal Gear Rey, getauft Sahelanthropus. Ein Kampf, der ausweglos schien. Ich als Big Boss, bewaffnet mit einer M4 und einem Granatwerfer gegen einen Feind, gebaut aus Stahl und Titan, aus dessen Schultern Abschussrampen ragen und dessen Augen Gatling-Feuer herabrieselt. Zur Unterstützung rufe ich meinen mittlerweile voll ausgebauten Helikopter zur Hilfe: der klinkt Hitze-suchende Raketen aus, die Crew feuert aus allen Rohren, das MG in der Seitentür rattert. Doch den Sahelanthropus juckt das wenig: als hätte er zu viel „Iron Man“ geschaut, zückt er seine Energiepeitsche, lässt sie durch die Luft wirbeln und schneidet den Black Hawk in zwei Hälften. In einer Rauchfahne stürzt er ab, panisch ordere ich per iDroid einen neuen Angriff eines neuen Helikopters. Die Peitsche schlägt auf den Boden, riesige Kraterfelsen durchbrechen den Beton der Militärbasis und drohen mich aufzuspiessen. Es muss hier einen Trick geben.

Vielleicht sollte ich mich erst Mal verstecken, nachdenken, den Kopf durchpusten. Schliesslich ist das hier ein wahres Kojima-Spiel, es muss also eine völlig konfuse und abstruse Lösung geben. Unvergessen sind die Bosskämpfe der Kojima-Ära, vor allem jener gegen Psychomantis. Wie viele Controller habt ihr damals zerbrochen? Und wer wäre schon auf die Idee gekommen, den Controller umzustöpseln. Ich werde euch hier und heute nur sehr wenig über Bosskämpfe, Charaktere und die Geschichte erzählen, denn ihr sollt es selbst erleben. Ich werde euch sagen, was gut ist, was weniger, was mich fasziniert und geschockt, stellenweise mit offenem Mund und grosser Nachdenklichkeit zurück gelassen hat. Denn Kojima Productions wollte unserer kranken Gesellschaft schon immer einen Spiegel vorhalten. Einen Spiegel, der zeigt was der Kapitalismus aus uns gemacht hat. Eine Welt, in der jedes Mittel Recht ist. Und wenn ich dieser Tage erlebe, das in meinem eigenen Heimatland ein LKW mit 70 erstickten Flüchtlingen gefunden wurde, die sterben mussten, damit sich ein paar Dreckschweine an ihnen bereichern konnten, dann sind Geschichten nicht all zu fern, in denen Militärs chemische Waffen an der afrikanischen Zivilbevölkerung ausprobieren.

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