Headset Kraken Forged Edition (Razer)

Das edelste Headset für die Spielekunst, die auszog erwachsen zu werden

Hardware: Test Benjamin Kratsch

Der grosse Soundcheck und das neue Games.ch-Audio-Testverfahren


Musik im Fokus



Musik ist die Königsdisziplin für jeden Kopfhörer. Ein Gerät mit sattem Bass zu entwickeln ist eine Kunst, die heutzutage eigentlich jeder Hersteller beherrscht. Aber gerade die Mitten, da schwächeln Games-Equipment-Ingenieure traditionell. Für dieses besondere Stück im hochpreisigen Hifi-Segment haben wir zusammen mit unserem US-Korrespondenten und Soundexperten Ryan (der unter anderem für den Rolling Stone, das renommierteste Musikmagazin der USA schreibt) ein neues Testverfahren entwickelt. Im Bereich um die 400 CHF bewegen wir uns schliesslich in galanter Gesellschaft von Bose, Beyerdynamic, Sony und Sennheiser. 

Bislang haben wir Headsets/Kopfhörer in erster Linie mit aktuellen Charts, R’n’B, Soul, Pop, Rock und Musikstücken aus Filmen und Spielen gefüttert um die Leistung zu bewerten. Doch je höher der Preis, desto höher natürlich auch die Anforderungen an das Testgerät. Nun ist es sehr schwer Klang adäquat zu bewerten, weil das Empfinden von Tonalitäten hochgradig subjektiv ist. Ausserdem macht es die Musikindustrie im Jahr 2013 nicht gerade einfach Schwächen rauszuhören, weil die Songs immer seltener sauber abgemischt werden, sondern man mit vielen Tricks arbeitet um die Stücke für das menschliche Gehör auffälliger zu machen.

Letztlich ist das reine Verkaufs-Psychologie: Geht ein Song ins Ohr, singt man fast automatisch die Melodie mit und wird den Song mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch kaufen. Genau deswegen sind bei den meisten Pop-Songs nur die Melodien entscheidend für Erfolg oder Misserfolg, zwischen den Zeilen steht ja nicht selten völliger Nonsens. 
Und wie funktioniert das? Nun, beim Abmischen werden leise Töne angehoben und laute Töne etwas leiser gedreht. Sie laufen dann quasi auf einer Tonebene und werden dann maximal angehoben. Für die Plattenindustrie funktioniert das wunderbar, so kann man verschleiern das viele Millionenfach verkaufte Songs eigentlich nur aus einer simplen Melodie mit ein paar Akkorden besteht. 

Im Grunde lässt sich das gut mit der Spielebranche sowie Hollywood vergleichen: Nur „Battlefield“ arbeitet mit einem sauberen Klangteppich, sprich jedes Schussgeräusch wird separat eingespielt und behält dabei seine Charakteristik. In „Call of Duty“ und so ziemlich jedem anderen Shooter – und noch viel krasser – in Hollywood-Action-Filmen mit viel Geballer wie „The Expendables“ werden Schussgeräusche wild überlagert, voll aufgedreht und nochmal extra verstärkt. Moderne Waffen sind nämlich recht leise. Ein Hightech-Gewehr wie die FAMAS oder das XM8 sind sehr viel leiser als die alten Waffen aus der ehemaligen Sowjetunion wie eine Ak 47. Damit trotzdem alles knallig und nach hartem Schussgefecht klingt, müssen die Sounddesigner hinterher die Lautstärke vervielfachen. Genau wie in der Musik gehen dadurch aber Nuancen verloren – in der Musik sind es Noten, bei Waffen eben die Geräusch-Charakteristik eines bestimmten Waffentypus.

Und so wird im Test schnell klar, das Razer zwar vom Design und der Ausstattung (kein Mikrofron, dafür sehr viel hochwertiger verarbeitet als sonst im Spielebereich üblich) eine neue Klientel ansprechen will, sich aber letztlich doch sehr stark auf das Kerngeschäft konzentriert: Action, Explosionen, Bass. Razers Ingenieure haben den Soundchip stark darauf ausgerichtet, so klingt Elektro beispielsweise exzellent und auch DJ-Stücke von David Guetta machen richtig Laune. 
Diese Bass-lastigkeit rächt sich allerdings beim Genuss von klar abgemischten Soundtracks wie „Time“ von Hans Zimmer oder gerade auch bei Vocals oder der Königsdisziplin für jeden Kopfhörer, der Klassik. Dort wird schliesslich nichts abgemischt, es geht alles nahezu 1:1 vom Orchester auf die CD oder FLAC-Datei (MP3s haben eine höhere Komprimierung, zum Testen verwenden wir daher dieses Format).

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