Wie kann man sich als Schauspieler in so eine Rolle hineinversetzen, wenn man gar kein herkömmliches Filmset um sich herum hat?
So abstrakt war das Set gar nicht. Wir drehten mit und in einem grossen, massstabgetreuen Panzermodell. Ansonsten läuft das schon ab wie in einem normalen Filmstudio, in dem man ja durchaus auch seine Vorstellungskraft bemühen muss. In der Szene beispielsweise, in der wir an einer Reihe von Gehängten vorbeifahren, wurden Säcke an Seilen an uns vorbeibewegt, während man uns parallel dazu beschrieb, was im fertigen Spiel zu sehen sein würde. Der Regisseur Tom Keegan absolvierte mit uns zu Beginn eines jeden Drehtags ein wunderbares ‚Sensibilisierungs’-Training, während wir bereits in unseren Motioncapture-Anzügen steckten, um uns die ganze Technik vergessen zu lassen. Dies unterstützte uns ungemein dabei, uns ganz in auf die jeweiligen Situationen und emotionalen Zustände dieser vier Soldaten einlassen zu können.
Das Voiceacting wurde aber separat aufgezeichnet…
Voiceacting ist in diesem Zusammenhang ein irreführender Begriff. Die Dialoge in den Spielszenen, den sog. ‚cutscenes’, wurden während des Drehs in O-Ton aufgenommen. Wir haben die Szenen exakt so gespielt und gesprochen wie man sie im Videogame sieht. Es handelt sich nicht etwa um Animationen, die später via Voiceacting synchronisiert wurden. In London war ich dann noch einige Tage im Tonstudio um die Voice-over-Texte einzusprechen, meine Erzählstimme, und vor allem meine Texte und Laute während der Game-Sequenzen. Also nicht nur Sprechtext, sondern auch das Atmen beim Laufen, Klettern, Kriechen und in den verschiedensten anderen Situationen. Dazu gehörten beispielsweise auch meine Schreie bei diversen Treffern – ins Bein, in den Bauch, in den Kopf und so weiter. Anders als beim Film muss man hier ja alle eventuell möglichen Spielverläufe einkalkulieren. Im Endeffekt habe ich also drei Tage lang wie ein Wahnsinniger herumgeschrien. Danach war die Stimme erst mal weg.
