DIE KAMPAGNE: starkes Setting, coole Cops
Die Geschichte ist eine intelligent strukturierte „Good Cop/Bad Cop“-Story und dreht sich um Intrigen, Verrat, falsche Freunde und das grosse Geld. Protagonist und Polizist Mendoza ist ein bisschen naiv für seinen Job, einer der an das ausschliesslich Gute glaubt. Seine Kollegen schwelgen da eher in einer Grauzone, tun was nötig ist, bedienen sich aber auch gerne mal, wenn ein paar Gramm oder ein paar Tausend am Tatort sichergestellt werden. Generell nimmt sich Visceral Games viel Zeit, seine Protagonisten aufzubauen und legt sehr viel mehr Wert auf Charakterzeichnung und geschichtliche Elemente als DICE. So gibt es im Grunde ein Protagonisten-Paar für das erste Drittel, dann ein anderes für das zweite und so weiter. Die Wendungen kommen nicht zwingend überraschend, werden aber charmant eingeleitet und generell machen die Schauspieler einen sehr guten Job. Serien wie The Shield dienen als klares Vorbild. Sendungen also, in denen knallharte Cops das Sagen haben, die auf der Strasse schon viele Kollegen verloren haben, mitunter ein bisschen verbittert sind und durchaus auch mal über die Strenge schlagen. Mendoza erkennt schnell, dass Polizisten nicht so arbeiten wie in Police Academy, sondern alles über Informanten, Bestechung und schmutzige Details im dunklen Kämmerlein abläuft.
Schauspieler Nicholas Gonzalez (Sleepy Hollow) ist jetzt kein Kevin Spacey, spielt die Rolle des in sich zerrissenen Cops aber sehr ordentlich. Generell gibt es erstaunlich viel Screentime um alle Charaktere aufzubauen - das erinnert ein wenig an die Machart von „24“. Besonders gut gefallen hat mir Khai Minh Dao (kennt ihr aus Hawaii Five-O), die Partnerin von Mendoza. Die hat richtig Profil, überrascht nicht selten mit ihrem harten Vorgehen, hat dafür aber einen triftigen Grund. Auch ansonsten werden erstaunlich viele Nebencharaktere aufgebaut, die alle mit bekannten Serien-Schauspielern besetzt sind: Benito Martinez aus „Sons of Anarchy“ und „House of Cards“, Alexandra Daddario von „True Detective“ und Ross Marquand aus „The Walking Dead“. Spielt unbedingt in englischer Sprache, denn nur dann bekommt ihr die Originalstimmen der Hollywoodstars. Die erste Hälfte ist noch recht klassisches „Good Cop/Bad Cop“-Geschäft, in der zweiten jedoch überschlagen sich die Ereignisse, schalten sich Maulwürfe bei der Polizei ein, gehen Festnahmen schief und werden Mendoza sowie seine Partner plötzlich vom FBI, der Drogenbehörde DEA und einem Drogenkartell gejagt. Die Story hat Feuer, ist grösstenteils gut geschrieben und ist sehr stimmig. Etwas schwieriger wird’s allerdings in der Abteilung Gameplay.