Disgaea 5 - Test

Skurriler Ausflug in die Netherworlds

Test Video Beat Küttel getestet auf Nintendo Switch

In den letzten Jahren erleben japanische Rollenspiele ein regelrechtes Revival. Eher wenige Titel sind dabei aber dem Sub-Genre der taktischen Rollenspiele zuzuordnen, wie etwa der bekannteste Vertreter, “Final Fantasy Tactics”. Nun schickt sich aber Nippon Ichi Software an, am Thron des Taktik-Königs zu rütteln, indem der Entwickler und Publisher einmal mehr dafür sorgt, dass auch wir Europäer in den Genuss eines Japan-Juwels kommen. Mit “Disgaea 5 Complete” für die Switch erhalten Spieler nun das Komplettpaket eines Spiels, welches zuvor bereits auf der PlayStation 4 erschienen war. Wie uns das Spiel gefallen hat und weshalb die Switch die ideale Plattform ist für solche Taktik-Rollenspiele erfahrt ihr in unserem Test.

Zwar ist Liebhabern von J-Games der Name “Disgaea” durchaus ein Begriff, doch die breite Masse hat von der schon locker über 10 Jahre alten Reihe wohl höchstens am Rande gehört. Da ist es gut, dass die einzelnen Teile nicht etwa eine chronologische Geschichte erzählen, sondern eigenständig und daher auch für Neueinsteiger geeignet sind. Wobei diese sich erst ein wenig in die komplexen RPG- und Taktik-Systeme einarbeiten müssen, um das neueste “Disgaea” auch wirklich voll auskosten zu können. Doch immer schön der Reihe nach.

Umfang satt und viel Tiefgang

Screenshot

Am Beginn unserer Reise steht Killia, ein vom Typ her ziemlich nüchterner und überlegter Dämon, welcher auf Seraphina, die sich selber wenig bescheiden “Overlord of Gorgeous” nennt, trifft. Die beiden gehen eine unheilige Allianz ein, der sich bald auch noch weitere Charaktere anschliessen. Das gemeinsame Ziel: Den Bösewicht Void Dark zur Strecke zu bringen, welcher alle sogenannten Netherworlds in der Spielwelt unterwerfen will. Das lassen sich unsere Recken natürlich nicht gefallen, und machen sich daran, die Armee des Bösewichts namens “The Lost” aufzumischen, und sich ihre Heimatwelten wieder zurückzuholen. Wobei man beim Stichwort “Welten” nicht etwa an Open World denken sollte. Vielmehr finden die Kämpfe, welche das absolute Herzstück eines Taktik-Rollenspiels bilden, in meist sehr übersichtlichen, Diorama-Artigen Arenen statt. Verbunden sind diese durch einen Hub, in welchem alles andere ausser die Kämpfe stattfindet. Sprich, ihr holt euch dort Quests ab (die ihr in bestimmten Netherworlds erfüllen könnt), schaltet eine Unmenge an neuen obligatorischen und optionalen Netherworlds/Levels frei, oder besorgt euch Rüstung, Verbrauchsgegenstände oder Waffen. Auch die verschiedenen Aspekte des Spiels werden dort von speziellen Charakteren ausführlich erklärt, und ihr könnt auch später immer wieder darauf zurückgreifen, falls ihr eines der Systeme nicht ganz verstanden habt oder eine Auffrischung benötigt. Und das ist durchaus mal nötig, denn “Disgaea 5 Complete” strotzt nur so vor Gameplay- und anderen Mechaniken, die einem vor allem als Neueinsteiger mit null Erfahrung zu Beginn überwältigen können. Ganz allgemein wird in den ersten zwei Stunden relativ wenig gezockt, und stattdessen viel erklärt und zusätzlich will natürlich auch noch die Story in Gang gebracht werden. Dies geschieht durch zahlreiche (recht oft sogar vertonte) Dialogsequenzen und auch nicht gerade seltene Videoschnipsel, welche euch das Geschehen näher bringen. Wichtig ist es hier anzumerken, dass zwar lobenswerterweise auch der japanische O-Ton mit an Bord ist, ihr daneben aber nur noch Englisch als Sprache wählen könnt. Sprich, wer kein Englisch (oder japanisch) kann, der wird erstens von der Story und den launigen Dialogen kaum etwas mitkriegen, und sich zweitens wohl auch ziemlich schwer tun, überhaupt ins Spiel zu finden. Doch für wen die Sprache hier keine Barriere darstellt, der darf den nicht ganz alltäglichen Charakteren in diesem durch und durch japanischen Spiel lauschen. Der eher ruhige, sachliche Killia ist ja noch problemlos auszuhalten, doch mit der sehr selbstverliebten, schrillen Seraphina sieht das schon ganz anders aus. Sie ist felsenfest davon überzeugt, unwiderstehlich zu sein, und bringt das auch entsprechend zum Ausdruck. Doch Killia lässt sie ein ums andere Mal eiskalt abblitzen, was zu köstlichen Dialogen führt. Bald nehmt ihr auch weitere Charaktere in eure Party auf, so etwa Red Magnus, der als Muskelberg ebenfalls ziemlich viel von sich hält, oder Usalia, die eigentlich eher pazifistisch veranlagt ist. Ihr seht, es bieten sich hier unzählige Möglichkeiten für reichlich abstruse Situationen und Dialoge, und diese werden auch genutzt. Darin liegt sowohl eine der grössten Stärken als auch eine potenzielle Schwäche des Spiels. Den wenn ihr (so wie wir) auf solch ausgefallene Interaktionen, Witze und Charaktermotivationen steht, dann werdet ihr hier mit einer wahren Flut an ungemein unterhaltsamen Dialogen und Story-Bits unterhalten. Könnt ihr damit allerdings nichts anfangen, so ist “Disgaea 5 Complete” vermutlich nicht das richtige Spiel für euch.

Screenshot

Kommentare

Disgaea 5 Complete Artikel