Dust 514

Zwischen Genie und Wahnsinn

Artikel Alain Jollat

Vor etwa einem Jahr verliess ein Spiel das Beta-Stadium und wollte die Shooter-Welt aufmischen. Mit einer in sich konsistenten Spielwelt im Rücken, einem regelrechten Universum, zog “Dust 514” aus, um den Genre-Platzhirschen zu zeigen, dass die First-Person-Shooter durchaus frischen Wind gebrauchen können. Und zwar mehr, als nur geilere Grafik, in sich zusammenfallende Hochhäuser und sich dezent verändernde Schlachtfelder. So die Ansage, nun ist es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.

Man könnte meinen, es gleiche eines schon fast unmöglichen Unterfangens, gegen die beiden Übermächte “Call of Duty” und “Battlefield” anzutreten. In Sachen Grafik, zerstörbarer Infrastruktur und Flugzeugen ist DICE’ Shooter zweifellos eine Referenz (wenngleich die zahlreichen Bugs des letzten Teils der Reihe eher zu zweifelhaftem Ruhm verhalt), während “Call of Duty” auf schnelleres und intensiveres Häuserkampf-Feeling, einer Adrenalin geladenen Inszenierung und mit dem Elite-Service auf eine Funktion setzt, um Clans zu Ruhm zu verhelfen. Und doch werden die Stimmen jener lauter, die sich am militärischen Kampfeinheitsbrei sattgesehen haben und etwas Neues und mehr Abwechslung erwarten.

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So wurde CCPs Ankündigung, mit “Dust 514” einen Shooter-Ableger im bereits bestens bekannten “EVE Online”-Universum zu entwickeln, von der Gamer-Gemeinde und der Fachpresse mit viel Wohlwollen entgegengenommen. Versprochen wurden spannende Kämpfe auf dem Boden, die Einfluss auf mittlerweile über zehn Jahre alte EVE-Universum haben werden - und natürlich auch Hilfe von oben, durch die Spieler des EVE-MMOs. Intrige, Verrat, Planung, eine geregelte Befehlskette und bedingungsloses Teamplay, all das Schlagworte, die “Dust 514” in sich vereinen sollte. Ein Novum, ein wahrhaftiger Geniestreich im oftmals an wirklichen Neuerungen mangelnden und trotzdem ungemein beliebten Shooter-Genre. Doch wie soll CCP, ein Neuling in Sachen First-Person-Shooter, diese Wahnsinnstat, diese Herkulesaufgabe nur stemmen können?

Alte Bekannte

Das Timing der “Dust 514”-Ankündigung war nicht übel. Im Fahrwasser von Sonys Mitteilung, das eigene Studio Zipper Interactive schliessen zu wollen, suchten bereits viele der (Noch-)Anhänger eines anderen Playstation-3-Exklusivtitels eine neue Heimat. “MAG”, so der Titel des langsam dahinserbelnden Games, war auf lange Sicht dem Tode geweiht und ohne Entwickler blieb vielen nicht einmal mehr die Hoffnung. Mittlerweile wissen wir, dass Ende diesen Monats die letzten noch verbleibenden Server vom Netz genommen werden - und “MAG”, da ein reiner Online-Titel, nicht mehr spielbar sein wird.

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Und da zwischen “Dust 514” und “MAG” die eine oder andere Parallele existieren (Fraktionen sei beispielhaft gesagt), sprangen einige auf. Die Invites für die geschlossene Beta gingen weg wie warme Weggli und auch der eine oder andere Gamejournalist musste sich brav hinten anstellen. Natürlich zeigten sich nicht nur ehemalige “MAG”-Spieler interessiert, mitunter griffen sogar “EVE Online”-Spieler zum Gamepad. Selbstverständlich nicht, ohne sich zu beschweren, dass ein Shooter nicht mit einem Pad gespielt werden sollte. Sondern mit Maus und Tastatur.

Am 10. Januar 2013 wurden die beiden Universen - jenes “EVE-Online” und das von “Dust 514” - miteinander verschmolzen. Während die Bodengefechte bis anhin auf einem anderen Serververbund ausgeführt wurden, war dies mit dem heutigen Tag nicht mehr der Fall. Endlich konnten Söldner und Piloten an denselben Schlachten teilnehmen. Wenige Tage später begann die öffentliche Beta, die keine Einladungen mehr benötigte. Seit dem 14. Mai 2013 kann der Spielclient via Store kostenlos heruntergeladen werden - die Beta war per sofort vorbei.

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