Schweizer Game Events

Dark Day - Es ist dunkel, es ist kalt und... Es ist unglaublich cool!

Artikel Alain Jollat

Wir sind uns ja so einiges gewöhnt, wir Spieletester. Wir dürfen an Game-Messen teilnehmen und werden dort mit unglaublich kreativen Standgebilden, überlebensgrossen Figuren der Spielcharakteren und ansehnlichem Standpersonal beeindruckt. Jedes Jahr aufs Neue. Aber da gibt es dann auch noch diese ganz speziellen Events. Der "Dark Day" ist ein solcher und er fand letzten Freitag statt.

Für mich war es mein erster Dark Day. Aber ich habe mir sagen lassen, dass ABC Software und Sony bereits vor zwei Jahren in einer Brauerei einen solchen Anlass organisiert hätten und es wirklich genial gewesen sei. Also sass ich zusammen mit meinen Kollegen von Games.ch und den anderen Schweizer Spielewebseiten, man führte etwas Smalltalk hier, sprach über kommende Games da und genoss die kostenlosen Getränke und Essen. Und man wartete gespannt der Dinge, die da kommen würden. Denn uns wollte niemand Auskunft darüber geben, was uns erwarten würde.

Alle 20 Minuten wurde eine kleine Gruppe von Teilnehmern in einen Bus verfrachtet und abgeführt. So wurde die Games in der Sternen-Bar in Bolligen bei Bern immer weniger. Plötzlich wurden Kisten reingeführt. Klettergurte und Handschuhe lagen fein säuberlich sortiert darin. Und als ich dann zusammen mit fünf weiteren zu den Kisten gerufen wurde, machte sich in meiner Magendgegend ein flaues Gefühl bemerkbar. Denn draussen war es mittlerweile dunkel - nur der Vollmond spendete etwas Licht -, es war schweinisch kalt und ich wusste noch immer nicht, was mich erwarten würde. Unsere Gruppe stattete sich daraufhin mit Handschuhen und Klettergurten aus, wurde nach draussen geführt und in einen Bus eingeladen. Genau, wie die Gruppen vor der unsrigen. Und die haben wir übrigens seither nicht wieder gesehen...

Man fuhr uns Richtung Geristein. Dort soll es eine Felsformation geben, die aussieht, wie ein Elefant. Sinnigerweise nennt man sie auch den Elefanten von Geristein. Ob und was das mit dem folgenden zu tun hat, wusste ich nicht. Aber man macht sich halt so seine Gedanken, wenn man zusammen mit fünf anderen Ahnungslosen (und einem eingeweihten aber stillschweigenden Fahrer) in einen Wald auf einem hohen Berg geführt wird. Wenn ich da schon gewusst hätte, was mich erwartet, ich hätte mich gefreut wie ein Adrenalinjunkie, der eben in einer Achterbahn Platz nehmen  durfte, die gleich losfährt.

Irgendwo im ländlichen Nirgendwo hielt das Gefährt an und wir wurden aufgefordert, auszusteigen. Der Fahrer gab und zwei Feuerzeuge, die mit einem kleinen Taschenlampen-LED-Licht ausgestattet waren und sagte, wir sollen dem Weg in den Wald folgen. Damit stieg er wieder in den Bus ein, knallte die Türe zu und liess uns sechs alleine vor dem Wald zurück. Nachdem wir die üblichen Sprüche über die verfassten Testamente gemacht hatten, gingen wir los.

Nach etwa 15 Metern erreichten wir die erste kleine Plattform und sahen vor uns eine weiss gekleidete Frau, die eine brennende Fackel in den Händen hielt und schreiend vor uns davon lief. Weiss gekleideten, hilflosen Frauen können Gamer nun mal nicht widerstehen und so liefen wir ihr hinterher und stiegen die Treppe den Hügel empor, den auch das verängstigte Wesen genommen hatte. Nach gefühlten 100 zurückgelegten Höhenmetern hatten wir das Ende der Treppe erreicht und fanden uns auf einem Plateau wieder. Es war mit Fackeln abgesteckt. Vor uns ragten die steinernen Überreste dessen aus dem Waldboden, was ich als Ortsunkundiger als Burg Geristein vermutete. Sie war ebenfalls hell erleuchtet und ein Mann mit Kapuze wurde an die kalte Steinwand projiziert. Von der schreckhaften, weiss gekleideten Person war leider nichts mehr zu sehen. Man hatte uns verscheissert. Was der Mann mit Kapuze daraufhin sagte, liess das Gefühl Gewissheit werden.

Als Gamer sollten wir doch wissen, so sprach er, dass man niemals einer schreienden, weiss gekleideten Frau in den dunklen Wald folgen sollte. (Ja, das hätten wir wohl wissen sollen...) So hätten sie aber nun die Chance, sich an uns "Journalisten" zu rächen, die ihre Spiele schlecht bewerten, sich über zu wenig gruslige Storys beklagen, an der Grafik rummeckerten und auch ansonsten zu wenig Respekt vor der Arbeit der Entwickler zeigten. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir würden heute Nacht alle eines jämmerlichen Todes sterben und wir hätten es verdient.  

Das Bild verschwand, der Mann mit ihm und wir blieben alleine in einem fremden Wald zurück. Wir suchten uns einen Weg aus dem Wald (ironischerweise nicht den, den wir hergekommen sind) und trafen wenig Später auf eine am Boden kriechende Gestalt, die erfolglos versuchte, eine Zigarette an einer Fackel zu entzünden. Uns hatte man glücklicherweise mit zwei Feuerzeugen ausgestattet, so konnten wir der armen Figur helfen. Die Figur bat und in ihre kleine Höle und erklärte und dann zwischen Pizzaresten und sonstigem Abfalls, dass er schon seit drei Wochen in diesem Level festhinge. Er habe "Heavy Rain" in sechs Stunden fertig gespielt, aber hier traue er sich nicht weiter. Er wisse wohl, wie man hier fortkomme, aber es schaffe es einfach nicht. Mit verschwörerischer Stimme verwies er uns an eine rot beleuchtete Hütte am Fusse des Abhangs, auf dem wir gerade standen. Dort ginge es weiter, aber wir sollen vorsichtig sein. Hunde seien dort unten. Und tatsächlich konnten wir aggressives Hundegebell vernehmen...

Aber wir Gamer sind ja keine Schisser. Entweder das, oder die Gruppendynamik hat wunderbar funktioniert und keiner wollte vor den anderen zugeben, dass er sich nicht den Abhang runtertraut. Und so gingen und rutschten wir den Sicherungsseilen entlang den Abhang runter zu dieser Hütte. Plötzlich schnitt ein Suchscheinwerfer durch die Dunkelheit und blendete unsere Augen. Das Hundegebell wurde lauter und das Herz raste plötzlich. Aber dann schwenkte der Scheinwerfer ab, die langen Schatten der Bäume sich mit ihm. Vermutlich hatte man uns übersehen. Verstohlen und so schnell wie möglich setzten wir unseren Abstieg fort.

Hinweis:Fotos vom Dark Day findet ihr hier oder auf unserer Facebook-Fanpage.

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