Die GAMES.CH-Kolumne #02-2020: Open-World-Games

Wir brauchen weniger Games wie Far Cry, sondern mehr wie Control

Kolumne Video Michael

Total blasphemisch

Anders als in Open-World-Games à la "Far Cry" oder "Assassin's Creed" hält in einem selbst nur mittelguten Metroidvania fast jede Abzweigung, jeder zu öffnende Raum und jede unentdeckte Nische etwas bereit: Eine neue Waffe, ein wichtiges Power-up oder einen faszinierenden Fetzen an Information, der etwas zum Verständnis der Welt beisteuert. Es hat einen echten Wert, dorthin zu gelangen. Denn hier steht, anders als in einem Open-World-Game, nicht ein Stück an Umgebung, dem Bedeutung verliehen muss, sondern das Ziel, um das die Umgebung herum geschaffen wird. Dies ist nicht nur in "Control" der Fall, sondern auch in einigen grandiosen 2D-Titeln - recht aktuell beispielsweise bei "Blasphemous", das vor zwei Jahren als Kickstarter-Projekt begann. Als Büsser, ein mysteriöser Ritter mit metallenem Inquisitorenhelm, schlachtet man sich hier durch eine bizarre Mittelalter-Horrorwelt, die mit religiösen Motiven vollgestopft ist.

Auch hier stösst der Spieler immer wieder auf verschlossene Tore und Portale, die einen speziellen Schlüssel erfordern. Der muss aber erst in einem Bosskampf gegen bizarre Höllen- und Pestkreaturen erobert oder in einem Tunnel entdeckt werden, der sich unter einem von Krankheit befallenen Dorf befindet. Nebenbei werden die Fähigkeiten des Ritters oder vor allem seine Klinge "Mea Culpa" aufgewertet, nämlich mit dem Sammeln von Rosenkranzperlen oder dem Anbeten von Reliquien, die in der absurden Welt von Cvstodia verstreut sind. Allein schon das gibt Antrieb, in jeden Winkel vorzudringen, wo dann meist noch Nebenaufgaben lauern, die dann selbst noch mal zu weiteren Vorteilen führen. Das ist oft herausfordernd, aber fair - und manchmal ist eine fiese Hürde auch über einen alternativen Weg deutlich komfortabler lösbar, wenn man denn genug Geduld und Forscherdrang aufbringt.

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