Ad Astra - Kino-Special

Brad Pitt reist als Astronaut ins Herz der Finsternis

Artikel Video Achim Fehrenbach

Selfie-süchtige Space-Hopper

"Ad Astra" (lat.: "Zu den Sternen") spielt in einer "nahen Zukunft", wie es im Vorspann des Films heisst. Die Erde ist noch nicht so verwüstet wie in "Interstellar", allerdings haben die Menschen schon begonnen, den Weltraum zu besiedeln. Welche Folgen das hat, zeigt sich, als Roy McBride zum Mond reist: Der Mondbahnhof ist eine Mischung aus Shopping-Mall und Touri-Wallfahrtsort, mit Fast-Food-Restaurants (Subway, Applebee's) und Selfie-süchtigen Space-Hoppern. McBride selbst fliegt - eine durchaus ironische Produktplatzierung - mit der Firma Virgin Galactic zum Erdtrabanten; unterwegs fragt er eine Flugbegleiterin nach Kissen und Decke, was dann auch gleich mal 125 Dollar kostet. Warum Roy überhaupt zum Mond muss? Nun, die Vatersuchaktion soll geheim bleiben, weil andernfalls auf der Erde Panik ausbrechen könnte. Also reist der Protagonist, als Geschäftsreisender getarnt, zum Mond, von dessen Rückseite es dann mit einem anderen Raumschiff weiter zum Mars gehen soll. Space Comm hat Roy den alten Colonel Pruitt (Donald Sutherland) an die Seite gestellt, einen Forscherkollegen seines Vaters. Wie sich herausstellt, müssen Pruitt und McBride bei ihrer Buggy-Fahrt zur Rückseite des Mondes durch ein Nadelöhr: Die Mondoberfläche wird nämlich von Space-Piraten unsicher gemacht, die den beiden auch prompt ans Leder wollen.

*Ein weiterer Trailer zum Film*

Rätselhaft bleibt, warum diese Mission, die für die Erdbewohner überlebenswichtig ist, auf dem Mond nur von einer Handvoll Space-Soldaten abgesichert wird. Überhaupt ist unklar, warum Roy nicht direkt von der Erde zum Neptun startet - so schwierig kann es ja nicht sein, die Bestimmung der Mission zu tarnen. Nun hat es immer schon Spass gemacht, das logisch-wissenschaftliche Gerüst von Science-Fiction-Filmen auf seine Stabilität zu prüfen. Doch anders als etwa "Interstellar" versucht "Ad Astra" gar nicht erst, mit den Komplexitäten des Raum-Zeit-Kontinuums zu jonglieren. Die Tour de Space von der Erde über den Mond und Mars bis zum Neptun hat vor allem deshalb so viele Stationen, weil das die Dramatik gut unterfüttert. Unterwegs kann viel passieren - um Roy herum und auch in seinem Kopf. Denn so abgebrüht und professionell der Sternenfahrer anfangs auch sein mag: Was er im Laufe der Reise über die väterliche Forschungsmission erfährt, zermürbt ihn zusehends, zumal die unbewältigte Vater-Sohn-Beziehung - der Vater als grosses, aber abwesendes Vorbild - sich immer mehr Bahn bricht.

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