Die GAMES.CH Kolumne #06-2017

Die Sache mit der Exklusivität

Artikel Video Michael

Es gab eine Zeit, da wusste man woran man ist, wenn ein Game als „exklusiv“ für eine Plattform beworben wurde. Aber mittlerweile scheint der Begriff eine äusserst dehnbare Bedeutung zu haben. Denn nun werden selbst Videospiele als exklusiv beworben, die für mehrere Systeme zu haben sind.

Halo Ankündigung & Trailer an der Macworld 1999

Ich weiss noch, wie sauer ich damals war. Aber nicht nur ich, auch Steve Jobs war echt angepisst. Denn im Jahr 2000 hatte Microsoft abrupt das Studio Bungie aufgekauft. Nicht einfach so, sondern weil der Entwickler an einem Videospiel namens „Halo“ werkelte. Das hatte bei seiner ersten Präsentation auf der Macworld Expo 1999 unheimlich Eindruck gemacht – denn was da zu sehen war, war eine grafische Offenbarung. Zu dieser Zeit war „Halo“ noch ein Third-Person-Shooter, der primär für Mac- und dann auch Windows-Rechner kommen sollte. Microsoft sah darin allerdings die „Killer App“, die die im März 2000 angekündigte Xbox brauchte. Sie wollten das Game auf der Konsole. Nicht zusätzlich zum Mac und PC, sondern ganz exklusiv. Genau das hatte Steve Jobs auf die Palme gebracht. Denn Microsoft hatte damit nicht nur einen der renommiertesten Spieleentwickler für den Mac vom Markt geholt, sondern auch das Game, das zeigen sollte, das Apple-Rechner auch für Gamer taugen. Mich machte es hingegen sauer, dass „Halo“ – zumindest auf absehbare Zeit – nicht auf den PC kommen würde.

Exklusiv aber auch für andere

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So sehr ich Microsoft damals verfluchte – und manchmal auch heute noch, aber das wäre ein gänzlich eigenes Thema –, es wirkte. Als über ein Jahr später das nun „Halo: Combat Evolved“ getaufte und in einen Ego-Shooter verwandelte Game erschien, da holte ich mir eine Xbox. Zähneknirschend aber auch irgendwie glücklich – denn „Halo“ war fantastisch. Genau dafür sind exklusive Games gedacht. Sie sollen System-Seller sein: Also ein Mittel, um die Spieler auf eine Plattform holen, da sie nur dort dieses spezielle Game oder jene fantastische Reihe erleben können. Sei es nun die „Halo“-Saga auf Xbox, die „God of War“-, „Uncharted“- Reihe und „Horizon: Zero Dawn“ bei Playstation oder die „Mario“- und „Zelda“-Games auf den Nintendo-Konsolen. Aber schon seit mehreren Jahren wird die „Exklusivität“ zunehmend aufgeweicht. So einige Games erscheinen, wie man sagt, zeit-exklusiv für eine Plattform. Beispiel? „Rise of the Tomb Raider“ war ein Jahr nur für die Xbox One zu haben – und kam dann erst für Playstation 4 und PC. Das ist Trickserei – aber berechenbar. Doch mittlerweile wurde der Begriff „Exklusivität“ vollkommen ad absurdum geführt.

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Während der E3 2017 flimmerten bei der Microsoft-Pressekonferenz im Regelmass die Worte „Xbox One console launch exclusive“ vor Trailern auf. Dazu raunte eine Stimme das Wort „exclusive“ aus dem Off, wohl für jene, die nicht darauf achten, was dort stand. Unter anderem bei „The Darwin Project“, „Black Desert“, “Player Unknown’s Battlegrounds” und dem Indie-Cyberpunk-Game “The Last Night”. Schräg. Denn allesamt sind – wie sich teils unmittelbar und teils später bei der GamesCom herausstellte – eben nicht nur für Xbox One zu haben. „Black Desert“ ist bereits vor drei Jahren für PC erschienen und für Playstation 4 angekündigt. „Player Unknown’s Battlegrounds” ist seit Monaten eines der heissesten PC-Games. Die Entwickler mögen zwar noch kein Erscheinen für Playstation 4 bestätigen aber durchaus, dass „Pläne über die Xbox One hinaus“ existieren – selbst, wenn am Ende des Xbox-One-Trailers zusätzlich die ziemlich eindeutigen Worte „Xbox One Exklusive“ zu lesen waren. „The Darwin Project“ soll ebenso für PC erscheinen und auch bei „The Last Night“ ist gesichert, dass Fassungen für PC, Mac und gar Linux kommen.

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