Die GAMES.CH Kolumne #10-2017

Einige erratische Worte zu Lootboxen und warum sie des Teufels sind!

Artikel Video Michael

Viele Spieler erregen sich gerade über Lootboxen. Denn damit soll ihnen, die bereits Geld für ein Videospiel gezahlt haben, noch mehr aus der Brieftasche gezogen werden. Aber die Probleme gehen noch ein ganzes Stück tiefer. Ich habe mir mal einige ungeordnete Gedanken gemacht.

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In den Tagen während ich diese Zeilen schreibe, liege ich krank im Bett. Wobei: So ganz wahr ist das nicht. Denn eigentlich spiele ich gerade „Mittelerde: Schatten des Krieges“ und trinke nebenbei literweise Pfefferminztee – und bin hellauf begeistert. Als „Mittelerde: Mordors Schatten“ vor einigen Jahren erschien, war ich wahnsinnig überrascht, was die Entwickler von Monolith für ein grandioses Videospiel erschaffen haben. Für mich war es das beste Tolkien-Game seit Stormfronts „Die zwei Türme“ für die Playstation 2. Für „Schatten des Krieges“ hatte ich daher grosse Erwartungen. Die wurden sogar noch übertroffen. Natürlich ist die düstere Odyssee von Talion letztlich ein Patchwork aus „Herr der Ringe“- und „Silmarillion“-Versatzstücken. Doch die fügen sich herrlich in das Gerüst aus einem „Assassin's Creed“-igen Spielfluss, dem „Arkham“-mässgen Kampfsystem und der Nemesis-Erzfeindtechnik ein. Kämpfen, Klettern, Missionen: Das alles macht einfach Spass! Ja, „Schatten des Krieges“ ist grossartig. Nur eines stösst mir – wie vielen anderen wohl ebenso – bitter auf: Die Lootboxen.

Wer sich durch das düstere Mittelerde schlachtet, der stolpert immer wieder über diese kleinen Kisten, die Waffen, Ausrüstung, Erfahrungspunkte-Booster, Ork-Anhänger und anderen Kram enthalten. Nicht wortwörtlich. Nein, aber quer durch das Game wird der sogenannte Markt beworben, wo es virtuellen Schatullen gibt. Aufschliessen lassen die sich mit digitalem Geld: Die kleinsten Kisten werden mit der Spiel-Währung Mirian freigeschaltet. Die wichtigen und nützlich hingegen mit Gold – das so rar ist, wie ein guter Dönerladen in Wien. Daher kann das virtuelle Gold – wie praktisch – gegen Echtgeld gekauft werden. Für 4,99 Euro gibt’s 500 Gold, für 19,99 Euro dagegen 2.200 und so weiter. Wer im Spiel eine der edlen Mithril-Kriegskisten öffnet, der legt 600 Goldstücke hin. Bei zehn Kisten bezahlt man also letztlich fast soviel wie für das gesamte Game! Ist das berechtigt? Da habe ich meine Zweifel. Allerdings ist „Schatten des Krieges“ bei weitem nicht das einzige Videospiel, das derzeit diesem Modell folgt. Lootboxen gibt es auch in „Overwatch“, „Gears of War 4“, „The Division“, „Destiny 2“, „Counter Strike: Global Offensive“ „Battlefield 1“, „Assassin's Creed: Origins“, sogar „Forza Motorsport 7“ und viele mehr.

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