Die GAMES.CH-Kolumne #07-2019 - Horror!

Wir brauchen mehr absurden Horror

Kolumne Video Michael

Horror-Videospiele kann es eigentlich nie genug geben. Dennoch gab es zuletzt zu viele Vertreter dieser Art, die allzu gleich und berechenbar waren - sie folgten nämlich abgegriffenen Klischees. Dabei wäre doch so viel mehr und Abgefahreneres mach- und denkbar.

Ich und der Horror, wir haben eine komplizierte Beziehung. Ich liebe Horror. Ich schaue gern zu, wenn Monster, Geister, Mutanten, Aliens und Serienmörder ihr grausames Werk verrichten und arme Familien mit ihrem Spuk und Schabernack in den Wahnsinn und Tod treiben. Das habe ich schon immer. Andererseits hasse ich es, erschreckt zu werden. Sei es von Zombies, die urplötzlich aus Wandschränken fallen, oder einer Geisterfratze, die mir abrupt ins Gesicht springt - natürlich begleitet von einem schrillen Violinenquietschen. Ich hasse das nicht nur, weil ich mir dann gern im Kino den Nachokäse über die Hose kleckere oder am Rechner meine Cola umschubse, sondern auch, weil ich diese sogenannten "Jump Scares" einfach allzu platt finde. Es ist ein Trick, der viel zu oft eingesetzt wird - und häufig mit weiteren Einfallslosigkeiten einhergeht, die Horror-Erfahrungen vorhersehbar, verwechselbar und auch irgendwie langweilig machen.

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Tatsächlich habe ich in den vergangenen Wochen so einige Horror-Abenteuer durchlebt. Ich spielte unter anderem "Home Sweet Home" sowie die Early-Access-Fassung von "Visage" durch und holte anschliessend "Layers of Fear 2" nach, dessen Erscheinen ich irgendwie verschlafen hatte. Das sind allesamt gute Games und tolle Horror-Abenteuer, die ich total empfehlen kann. Aber leider bieten sie eben nichts, was nicht schon dutzende Male durchexerziert wurde: finstere Gänge in einem verlassenen Haus oder der schon zum Totalklischee verkommene Geist eines toten Mädchens in zerrupften Klamotten. Selbst "Layers of Fear 2", dessen Vorgänger so virtuos mit der Wahrnehmung und dem Kurzzeitgedächtnis der Spieler spielte, mag trotz des fantastischen Kreuzfahrtschiff-Schauplatzes und grossartig inszenierter Szenen keine neuen Impulse finden. Und das hat mich dann doch etwas enttäuscht. Dabei wäre da doch so viel machbar, was einen völlig neuen Horror entfalten könnte.

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