Die GAMES.CH-Kolumne #08-2020: Künstliche Intelligenz in Games

Wie künstliche Intelligenz die Entwicklung von Videospielen verändert

Kolumne Video Michael

Gespräche aus dem Computerhirn

Ein Blick auf Experimente und Versuche an Universitäten oder Technologieunternehmen zeigt, wie Spielemacher in den kommenden Jahren mit künstlicher Intelligenz hantierten könnten. Der Grafikchip-Hersteller NVIDIA hat bereits vor zwei Jahren ein Demovideo veröffentlicht, in dem er demonstriert, wie eine künstliche Intelligenz aus einem einfachen Video einer Fahrt durch eine Stadt ein komplexes 3D-Modell mit Häusern, Strassen, Autos und Menschen generiert. Wollten Spielestudios ihre Games in echten Umgebungen ansiedeln, könnte ihnen derartige Technik hunderte Stunden Arbeit ersparen.

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Das einst von Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk mitgegründete Forschungsunternehmen OpenAI hat in diesem Jahr hingegen GPT-3 präsentiert. Das ist im Grunde eine künstliche Intelligenz, die aus über 570 Gigabyte an Text aus dem Internet gelernt hat, wie Menschen Texte schreiben. Und genau das tut sie - und zwar richtig gut. Sie kann angefüttert mit einem kurzen Ausgangssatz ganze Artikel, Geschichten und Dialoge schreiben, die glaubhaft klingen - selbst wenn sie nicht immer in Gänze einen Sinn ergeben. Der Entwickler Nick Walton setzt diese KI schon jetzt ein, um Abenteuer für ein Online-Text-Adventure zu generieren.

Vergleichbare Systeme könnten in einigen Jahren in Games fest eingebaut sein. Sie könnten dafür sorgen, dass Charaktere in Open-World-Rollenspielen nicht immer wieder die gleichen Sätze von sich geben, wenn man sie anspricht. Sie könnten unendlich viele neue Missionen für einen Helden generieren. Sie könnten Charaktere bei einem Neustart eines Spiels mit ganz neuen Persönlichkeiten ausstatten, die sich dem Helden gegenüber gänzlich anders verhalten als zuvor. Oder sie könnten die Gefolgschaft eines Helden ganz dynamisch und passend zur Situation darauf reagieren lassen, wie es dem Spieler geht.

Tatsächlich existieren bereits Forschungsprojekte, die künstlichen Intelligenzen beibringen, die Emotionen und Gefühlslagen von Menschen zu lesen. Sei es über eine Kamera oder ein Mikrofon - oder auch die Art, wie sie auf einem Smartphone herumwischen oder eben am Controller rütteln. Ein Game könnte, wenn sich ein Spieler langweilt, den Schwierigkeitsgrad anziehen oder ein "Zufallsereignis" auslösen. Wenn er genervt ist, könnte es wiederum beruhigende Musik anfahren, den Schwierigkeitsgrad etwas herunterschrauben oder eine Belohnung springen lassen, die die Motivation steigert. Ob KIs, die Emotionen lesen, aber generell eine gute Idee sind, ist eine ganz eigene Frage.

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