Die GAMES.CH Kolumne #05-2018

Kann „Metal Gear“ ohne Hideo Kojima funktionieren?

Kolumne Video Michael

Völlig losgelöst

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Ich hänge an „Metal Gear“ und habe die Entstehungsgeschichte der Saga als auch die epische Handlung, die sie auffächert, schon mehrfach für unterschiedlichste Magazine aufgearbeitet und niedergeschrieben. Und: Ich bin überzeugt, dass „Metal Gear“ ein Autorenwerk ist, das respektiert werden sollte. Aber: Ich bin ebenso der Ansicht, dass „Metal Gear“ auch ohne Kojima weitergeführt werden kann und darf – und wohl auch einfach wird: Ganz ähnlich wie die „Alien“- und „Terminator“-Filme. Denn es ist Konamis legitimes Recht, die Marke, deren Schöpfung es finanziert hat, fortleben zu lassen. Allerdings sollte das auf eine Weise geschehen, die die Konsistenz der bisherigen Serienableger als abgeschlossenen Zyklus schützt. So bizarr „Survive“ auch ist: In diesem Aspekt agierten seine Entwickler sogar clever. Denn „Survive“ umgeht mit seinem kruden Wurmlochszenario eine Kollision mit der etablierten „Metal Gear“-Zeitlinie und „macht nichts kaputt“. Heisst: Es besteht wohl noch Hoffnung. Denn wie vielfach gemutmasst wird, könnte das Survival-Game für das Team um den langjährigen Kojima-Kollegen Yota Tsutsumizaki wohl nur eine Fingerübung mit der Fox-Engine gewesen sein, um die Entwicklung eines grösseren Games vorzubereiten.

Tatsächlich hatte Kojima vor Jahren vorausgesehen, dass „Metal Gear“ auch nach ihm weitergehen könnte. Nur sei es ihm „bisher nicht geglückt, die Fackel weiterzureichen“, wie er 2014 dem Magazin Game Informer sagte. „Ich würde gerne als Produzent aus der Metal-Gear-Reihe aussteigen und mich anderen Spielen widmen.“ Eben das ist nun geschehen – auf eine unglückliche und erzürnende Art. Und natürlich ist „Survive“ ein mehr als enttäuschender Einstieg in eine Post-Kojima-Ära. Sollte „Metal Gear“ darüber hinaus weiterleben, würde sich die Chance bieten, die Serie auf eine neue und dennoch spirituell vergleichbare Art zu reanimieren. Nämlich um neue Geschichten abseits von Snake, Big Boss, Revolver Ocelot und Miller zu erzählen; in einer neuen Zeitlinie, die sich auf eine gerne absurde aber plausible Art rechtfertigt – ein Element, das „Metal Gear“ ja nun nicht fremd ist. Dass das so kommt? Ich hoffe es – auf eine Art – aber bezweifle es auch. Denn natürlich liegt der Wert von „Metal Gear“ nicht nur im Namen, sondern auch den Figuren wie Snake und Big Boss. Dazu hat es natürlich Gründe, warum sich Kojima und Konami trennten – und die liegen auch in kreativen Differenzen und Konamis Problemen mit riskanten Grossproduktionen wie „Metal Gear Solid 5.“ Aber vielleicht lernt Konami aus der gegenwärtigen Kritik an „Survive“, der Liebe der Fans zu den bisherigen „Metal Gear“-Games und dem Hype um Kojimas „Death Stranding“. Aber vielleicht wäre es auch gut, wenn „Metal Gear“ einfach seine Ruhe findet.

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