Die GAMES.CH Kolumne #03-2018

Warum wir den Kampf um die Lootboxen gewinnen könnten

Kolumne Video Michael

Wertlose Daddelei

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Seit dem „Battlefront 2“-Shitstorm wurden auch die Gefahren von Lootboxen und ihre Perfidität zunehmend greifbarer. Ein Reddit-Nutzer, der sich zunächst nur als Kensgold zu erkennen gab, hat Electronic Arts und Entwickler DICE einen offenen Brief geschrieben. Er ist einer dieser „Whales“, die ins Visier genommen werden. Der 19jährige hat mehr 13.000 US-Dollar in Mikrotransaktionen in verschiedene Games „investiert“. Unter anderem in „Counter-Strike: Global Offensive“ und „Smite“. Das Blog Kotaku hat in einem Feature die Geschichte des jungen Mannes nachgezeichnet, der durch die Echtgeldzahlungen seine finanzielle Zukunft aufs Spiel setzte. Der Youtuber ChrisMD investierte hingegen über 5.000 britische Pfund in „FIFA 18“. Jedoch nicht aus einer Sucht, sondern Experimentierlaune heraus. Er kaufte für die umgerechnet 56 Millionen FUT-Coins, die er dafür bekam, unzählige „FIFA Ultimate-Team“-Packs, die besondere Fussballspieler wie Cristiano Ronaldo oder Messi freischalten sollen. Anschliessend verkaufte er die Spieler im Ultimate Team Modus wieder und erhielt als Gegenwert nur 9.875.000 FUT-Coins zurück. Er hat für seine 5.000 Pfund also lediglich Inhalte im Wert von 1.000 Pfund bekommen – und damit 4.000 Pfund einfach verloren. Oh, und zudem hatte er unter den Spielern zwar Toni Kroos, Lloris und Gareth Bale aber der begehrte Ronaldo war selbst bei seinem irrsinnigen Geldeinsatz nicht drin. Diese Demonstration hatte selbst einige hartnäckige „FIFA“-Fans total entsetzt.

Kurz um: Auch wenn die aufgeheizte Stimmung und Kampfeslust vom Ende des letzten Jahres abgekühlt sein mag, besteht Hoffnung für Spieler, dass sich wirklich etwas tut und ändert. Sollten Deutschland, Belgien und Schweden ein Verbot der Lootboxen durchbringen, würde das Signalwirkung haben – und andere europäische Staaten folgen lassen. Auch können Entwickler und Publisher die Skepsis und Vorbehalte nicht länger ignorieren und abtun. Vor allem wenn auch die USA letztlich ernst machen! Electronic Arts, Ubisoft, Activison und Co. werden zumindest gezwungen sein, den Kauf von Lootboxen und Microtransactions zu erschweren – oder – besser noch – ethisch und moralisch weniger verwerfliche Alternativen zu finden, die Spieler nicht übervorteilen, verführen und ein Suchtverhalten befördern. Nicht zuletzt da Lootboxen zum Malus für den initialen Erfolg eines Games werden könnten.

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Das merken auch gerade schon die Bioware-Entwickler bei ihrer Arbeit an „Anthem“. Denn obschon der Shared-World-Shooter und „Destiny“-Konkurrent bei seiner Ankündigung mit Begeisterung aufgenommen wurde, sind Spieler doch gerade sehr skeptisch. Denn das Konzept von „Anthem“ schreit mit seiner offenen Spielwelt, den freischaltbaren Kampfrüstungen, Waffen und dem Koop-fokussierten Gameplay geradezu nach Lootboxen. Alleine schon der Zwang, trotz geringerer Spielzeit bei Ausrüstung und Werten immer mit den Mitspielern und Freunden mitzuhalten oder zumindest nicht zurückzufallen, würde sicher den ein oder anderen verführen, Geld in Kisten zu investieren, die dann meist doch nur Murks ausspucken. Laut den Entwicklern werde bei Bioware daher gerade viel debattiert. Aber hoffentlich nicht nur dort. Denn mit etwas Glück oder Pech – je nachdem, wie man's sieht – könnten die Echt-Geld-Ökonomien, die zahlreiche Entwickler derzeit so selbstverständlich für ihre vielversprechenden Games eingeplant haben, kurz nach oder noch vor dem Erscheinen plötzlich in Teilen der Welt illegal und unzulässig sein.

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