Maid of Sker - Test / Review

Spiel mir das Lied vom Wahnsinn

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox One

Auf leisen Sohlen

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Das Gameplay von "Maid of Sker" wird von den Entwicklern als taktisches Schleichen beschrieben. Das stimmt zwar insofern, als dass ihr für einen Grossteil des Spiels Gegnern nur ausweichen könnt, doch gross taktisch vorgehen müsst ihr dabei nicht. Die Kontrahenten in "Maid of Sker" sind blind und können euch nur hören. Ausserdem sind sie alle relativ langsam, selbst wenn sie euch entdeckt haben. Es ist oft nicht besonders schwer, die Gegner abzuhängen, und sollte euch das gelingen, seid ihr entweder bereits im nächsten Bereich oder die Feinde gehen wieder stumpf ihrer Patrouille entlang. Später erhaltet ihr ein Gerät, das Widersacher für kurze Zeit ausser Gefecht setzen kann - das ist auch dringend nötig, denn spätere Levels werfen euch oft viele Gegner gleichzeitig entgegen, sodass ihr nur sehr vorsichtig vorankommt. Sollte euch ein Bösewicht zu nahe auf die Pelle rücken, könnt ihr zwar die Luft anhalten, um komplett still zu sein, doch funktioniert das nur für einen kurzen Moment. Solltet ihr in die Ecke gedrängt und verletzt werden, so wacht ihr beim letzten abgespielten Grammofon wieder auf. Hier zeigt "Maid of Sker" seine hässlichste Seite, denn diese Speicherpunkte können gern mal 30 bis 60 Minuten auseinanderliegen, was jeden Bildschirmtod zur absoluten Tortur macht. Insbesondere im höchsten Schwierigkeitsgrad, der die Fähigkeit zu speichern limitiert, ist das Spiel nicht besonders schwer, dafür aber jeder kleine Fehler extrem zeitaufwendig. So gut sich "Maid of Sker" bei der Atmosphäre und Geschichte anstellt, das Gameplay erfüllt gerade so das absolute Minimum und steht dem gesamten Eindruck leider eher im Weg.

Zwischen Traum und Albtraum

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Technisch zeigen sich die gleichen Tendenzen wie bei Story und Gameplay. Das Design des Hotels, der Landschaft und der Gegner ist toll. Das Sker-Hotel ist interessant, gross und logisch aufgebaut. Jeder Screenshot ist ein Augenschmaus voller kleiner Details und Geschichten, die sich durch das zerfallene Gebäude offenbaren. Besonders hervor tut sich auch der Ton, von ätherischen Gesängen bis hin zum Knarzen des Fussbodens trägt alles zu einer spannenden, düsteren Atmosphäre bei. Die technische Umsetzung dieser Elemente reicht jedoch von ungeschickt bis nahezu unspielbar. Während der Ton zwar versucht, das Spielgeschehen realistisch abzubilden, wirkt es in der Praxis oft so, als käme der Ton von vorn, obwohl die Geräuschquelle hinter der Spielfigur ist. Besonders bei Gegnern wäre es hilfreich, wenn die Richtung der akustischen Signale mit dem Spielgeschehen übereinstimmen würde - insgesamt ist das aber vernachlässigbar. Deutlich auffälliger ist die Grafik, die zwar als Standbild gut aussieht, aber dank Motion-Blur und einer seltsam trägen Kamera in unserem Test nach kurzen Spielsitzungen zu Übelkeit führte. Motion-Blur kann im Menü deaktiviert werden, die verschwommenen Bildkanten und das seltsame Flimmern bleiben aber bestehen. Obwohl es bei unserem Test den Spielspass stark beeinträchtigte, lässt sich nicht bestreiten, dass diese Probleme auf eine seltsame Art und Weise zum Horror des Spiels beitragen und die Reise ins Sker-Hotel noch mehr wie einen verwirrenden Traum wirken liessen.

Fazit

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"Maid of Sker" ist ein ausserordentliches Spiel. Die Qualität schwankt zwischen hervorragend und fragwürdig. Die technischen Probleme und das arg monotone Gameplay stehen einer gänzlichen Empfehlung im Weg. Wer sich aber bereits mit anderen Indie-Horrortiteln befasst hat und ein Auge zudrücken kann, findet hier eine der originellsten und interessantesten Horrorgeschichten seit Langem. Der Preis ist für die knapp fünf Stunden Spielzeit nur dann angebracht, wenn man bereit ist, sich auf die weniger positiven Aspekte einzulassen.

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