Necromunda: Hired Gun - Test / Review

Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Auf jeden Höhenflug folgt ein Absturz

Den Tiefpunkt erreicht das Spiel mit den bereits erwähnten Nebenmissionen, die einen Preis für das schlechteste Gamedesign der letzten Jahre verdient hätten. Ihr erfüllt dabei verschiedene Ziele auf abgegrenzten Teilen ehemaliger Hauptmissionen. Die Ziele spielen sich dabei immer gleich. Eine endlose Horde an Gegnern stürmt von allen Seiten ohne Unterbrechung auf euch zu, während ihr entweder einen besonderen Feind oder einen besonderen Gegenstand sucht, um darauf zu schiessen. Dabei werden die Widersacher, die euch an den Kopf geworfen werden, anscheinend rein zufällig gewählt, denn in Missionen, bei denen ihr Anführer erledigen müsst, kann es gern mal eine halbe Stunde dauern, bis diese überhaupt erscheinen. Das heisst in der Praxis, dass ihr euch eine halbe Stunde in einem kleinen Level-Abschnitt die Finger wundballert, immer im Kreis rennt und hofft, dass euer Missionsziel plötzlich vor euch auftaucht. Keiner der Nebenmissionstypen ist auch nur eine Sekunde eurer Lebenszeit wert. Besonders konfus ist der "Verteidigungstyp", bei dem ihr einer Gang helfen sollt, ein Gebiet zu halten. Geraten eure NPC-Kollegen aber unweigerlich unter Beschuss, vergessen sie, dass sie euch angeheuert haben, und greifen euch mit den Gegnern an.

Screenshot

"Necromunda: Hired Gun" macht teilweise echt Spass, aber die technische Umsetzung steht dem Spielspass konstant im Weg. Die Gegner verhalten sich komplett idiotisch, was nur durch sehr viel Gesundheit ausgeglichen wird. Das Spiel ist kaum fordernd, ausser es wirft euch Unmengen an Gegnern an den Kopf, die sich wie bewaffnete Zombies langsam auf euch zubewegen. Die Fähigkeiten sind zwar cool, lassen sich mit Controller aber kaum bedienen, und die Steuerung allgemein ist mehr schlecht als recht. Ohne die Sensitivität der Kamera zu halbieren, ist das Spiel auf Konsole unspielbar. Viele dieser Fehler waren den Entwicklern zum Zeitpunkt des Releases bereits bekannt, und uns wurde ein baldiger Patch versprochen. Trotzdem: Im erschienenen Produkt gibt es kaum eine Minute, wo nicht der Ton spinnt, die Bildrate einbricht oder ein anderer Bug die Immersion zerreisst. Tief unter all den Mängeln und verkorksten Ideen liegt ein solides Werk. Mit genügend Arbeit und einigen sehr umfangreichen Anpassungen wird "Necromunda: Hired Gun" irgendwann zu dem, was die Trailer versprochen haben.

Fazit

"Necromunda: Hired Gun" ist besonders enttäuschend, da selbst beim Spielen immer wieder das eigentliche Potenzial durchschimmert. Die Kampagne selbst hat zwar eine wirre, langweilige Geschichte, punktet aber mit tollem Design der Levels und Umgebungen. Die Kämpfe sind oft viel zu chaotisch dank miserabler Gegner-KI, die Waffen und Fähigkeiten selbst sind aber gelungen umgesetzt. Garniert wird das ganze Paket noch mit einer gewaltigen Menge an Fehlern, vor allem in der Vertonung der Zwischensequenzen und der immer wieder einbrechenden Bildrate sowie einer inakzeptablen Steuerung mit Controller. Andere Spiele im "Warhammer"-Universum, etwa "Vermintide" und "Inquisitor: Martyr", hatten ebenfalls viele Probleme beim Launch und schafften es mit vielen Patches, sich in echte Perlen zu verwandeln. Vielleicht gelingt dies auch mit "Hired Gun". Im aktuellen Zustand kann ich das Spiel aber nicht guten Gewissens empfehlen.

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