SolSeraph - Test / Review

Göttlicher Nostalgietrip

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Wer "SolSeraph" auf Screenshots oder gar in bewegter Form sieht, dürfte inzwischen kaum noch vom Hocker gerissen werden. Als träge Engelsgestalt springen wir durch eher altbacken anmutende 2D-Levels und erledigen unterwegs diverse Monster. Doch der erste Eindruck täuscht. "SolSeraph" vom chilenischen Entwickler ACE Team ist nicht wirklich ein modernes Spiel, sondern vielmehr ein geistiger Nachfolger des SNES-Spiels "ActRaiser" aus dem Jahr 1990. Die Entwickler, die zuletzt mit dem herrlich verrückten "Rock of Ages" gezeigt haben, dass sie auch unkonventionelle Projekte umsetzen können, bringen den Mix aus Jump 'n' Run und Strategiespiel zurück auf moderne Konsolen.

Jähzornige Götter

Im Spiel schlüpfen wir in die Haut des geflügelten Halbgottes Helios, der als scheinbar Einzige seiner Art den Menschen freundlich gesinnt ist. Die Götter machen denen nämlich das Leben zur Hölle, indem sie ihnen üble Monster an den Hals hetzen. Mit Schwert, Schild und im Spielverlauf freigeschalteten Zaubern schnetzeln wir uns durch Goblin-, Dämonen- und Krabbenhorden. Unser Ziel ist es, die verdorbenen Götter nacheinander zu vernichten und so den Menschen unter unserem Schutz eine sichere Heimat zu bieten. Die Götter erreichen wir jedoch nicht ohne Hilfe. Immer wieder blockt ihre Verderbnis unser Vorankommen. So sind wir auch als Halbgott auf die Hilfe der sonst eher schwachen Menschen angewiesen, denn nur ihre Tempel können die verunreinigten Gebiete läutern und uns so einen direkten Angriff ermöglichen.

Screenshot

Die recht simple Story wird grösstenteils im Introvideo erklärt. Im Stil vieler Spiele der 1990er legt "SolSeraph" den Fokus eher aufs Gameplay. In unserer Zeit zwischen den Kämpfen erzählen sich die Bewohner unserer Dörfer aber immer wieder Geschichten und Anekdoten. Diese sind erstaunlich gut geschrieben und schaffen es mit viel Humor und Wortwitz, dass uns die Leute ans Herz wachsen, auch wenn wir nie direkt mit ihnen interagieren.

Zwischen Monstern und Menschen

Das Gameplay von "SolSeraph" gestaltet sich passend zur Geschichte zweigeteilt. In den Levels steuern wir Helios von links nach rechts, können springen, schlagen und Magie wirken. Da der Held nach einigen Treffern bereits das Zeitliche segnet und Heilung eher rar ist, liegt der Fokus darauf, Gegnern auszuweichen und diese zu bekämpfen. "SolSeraph" ist also deutlich weniger "Mario" und weitaus mehr "Castlevania". Der schwer gepanzerte Engel steuert sich zudem eher träge, und gerade schnelles Umdrehen von einer Seite zur anderen wird leicht zum Problem. Planung und sorgfältiges Vorgehen sind hier genauso wichtig wie bereits in der Vorlage "ActRaiser". Wer jedoch besonnen kämpft und fleissig blockt, sollte sich schnell in den aus heutiger Sicht ungewöhnlich langsamen Spielfluss einfinden.

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Schliessen wir einen Level ab, so steigen wir in die Lüfte und fliegen als Helios durch den wolkenbedeckten Himmel. Hier wechselt das Spiel nicht nur die Perspektive zu einer isometrischen Ansicht, sondern bietet gleich ein ganz neues Genre. Damit die Menschen nämlich ihre Tempel errichten können und es uns so ermöglichen, in feindlichen Lagern zu landen, müssen wir ihnen zunächst helfen. Das geschieht in bester Tower-Defense-Manier. Wir bauen Wohnhäuser, teilen den Bewohnern verschiedene Berufe zu, um Rohstoffe zu sammeln, und errichten dann Baracken, Türme und Fallen, um die immer grösser werdenden Monsterhorden zu stoppen. Da unsere Ressourcen in jeder Region begrenzt sind, müssen wir strategisch planen und dürfen nicht zu verschwenderisch sein. Sollten die Monster trotzdem die Oberhand gewinnen, können wir indirekt eingreifen, indem wir Gewitter und Erscheinungen herbeizaubern, die den Ungetümen einheizen. Zwar gibt es zu Spielbeginn eine kurze Einführung in den Modus, doch wie die Ökonomie der Menschen konkret zusammenhängt und die verschiedenen Gebäude genau funktionieren, müssen wir selbst herausfinden.

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