South Park: Der Stab der Wahrheit

Come on down to South Park and meet some friends of mine

Test Katja Wernicke getestet auf PlayStation 3

247 Episoden, 17 Staffeln, 17 Jahre, sechs Videospiele und zwei Kinofilme - eine ganz schöne Leistung, vor allem für vier kleine Jungs und unzählige weitere (Neben-) Charaktere. Dabei wurde über die Jahre und die verschiedenen Plattformen viel Unsinn, viel zum Nachdenken und viel zum Tränen lachen kommuniziert. Mit „South Park - Der Stab der Wahrheit“ soll sich der Spieler nicht nur in die passive Rolle versetzt sehen, sondern aktiv eine Folge der beliebten Comedy-Zeichentrickserie gestalten. Während vergangene Videospiele eher Minispiel-Sammlungen, Rennspiele, Plattformer oder Ego-Shooter waren, bietet das erste „South Park“-Rollenspiel viel mehr, als reine Franchise-Vermarktung.

Wenn Juden gegen Nazi-Zombies kämpfen

„South Park“ - eine Marke, die nicht gerade zimperlich mit den Ereignissen der Welt umgeht und genauso wenig werden im Videospiel „Der Stab der Wahrheit“ Abstriche gemacht. Dabei fängt alles gewohnt unschuldig an: Nach einem Umzug befindet sich der ‚Neue‘ in South Park und wird kurzerhand in einen Kampf zwischen Menschen und Elfen, der ewigen Zankerei von Cartman und Kyle mal anders, verstrickt. Doch während sich das stadtweite Live-Action-Rollenspiel der Kinder von South Park dank der imaginären Zaubersprüche und Spielzeugschwerter zu Beginn harmlos gestaltet, sieht sich bald die Welt durch Aliens, Feten und Zombies bedroht. Alles andere wäre schon fast zu viel erzählt, doch Kenner sowie Nicht-Kenner sollten sich auf eine wechselhafte, verrückte und nicht immer jugendfreie Geschichte freuen. Sicherlich, die Storytwists lassen sich an der Hand abzählen und gerade die Aufklärung durch Morgan Freeman (Hupps) ist mehr als löchrig, aber hey, genau das ist eben „South Park“. Da gehört es einfach dazu, dass der Spieler Sir Saftsack heisst, Schimpfwörter nur so um die Ohren fliegen, Analsonden als Zauberstäbe Verwendung finden, Jesus zu viel zutun hat, um alle zu retten, der Jude nicht so viele Freunde findet oder sich über alles und jeden lustig gemacht wird. Mag man den teilweise derben (Fäkal-) Humor nicht, wird man keinen Spass mit „South Park - Der Stab der Wahrheit“ haben, so viel sollte bereits jetzt klar sein.

Alle anderen werden aber ihre pure Freude haben, da es keinerlei Abstriche zwischen Serie und Videospiel gibt. Der Humor ist genauso kräftig und unverschämt, wie im Fernsehen - nur das man eben selber die Welt von Stan, Kyle, Cartman und Kenny mitgestalten kann. Besonders schön sind die vielen Hinweise auf die Serie und nein, hier sei nicht etwa das gleiche Intro oder Outro gemeint. Auch zwischendurch erscheinen Momente (Princess Kenny-Intro!), die es bereits gab oder die an bereits vergangene Ereignisse anknüpfen. Zusätzlich dazu gibt es natürlich etliche Items, Zugang in viele Gebäude von South Park und Einblicke in die Kleiderschränke der Jungs - all das ist gespickt mit Referenzen zur Serie. Das dabei alle wichtigen Charaktere eine entscheidende und typische Rolle spielen, ist selbstverständlich. Schade nur, dass für den europäischen Markt bzw. für die Konsolenfassung einige Änderungen vorgenommen wurden. Einige Szenen können nicht gespielt werden, sondern werden in einem „Europa-das-entgeht-dir“-Bildschirm erklärt, Minispiele fallen dadurch weg und die deutsche/österreichische Fassung kommt zudem ohne Hakenkreuze und Hitler-Ansprachen aus. Beide Seiten lassen sich dabei verstehen, sind Bezüge zum Zweiten Weltkrieg doch recht deutlich und können schnell falsch aufgefasst werden. Andererseits sollte Sarkasmus bekannt sein, da er in „South Park“ eben eine tragende Rolle spielt. Die Diskussion um Kunst, Zensur und Ignorieren von Geschichte lässt sich sicherlich gut in den Kommentaren fortsetzen.

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