Sundered - Special

Macht oder Menschlichkeit?

Artikel Ulrich Wimmeroth

Die "Jotun"-Macher schicken euch Lovecraft-Style auf einen knallharten Überlebenskampf in einer bizarren Welt.

Metroidvania, prozedural generierten Dungeons: Wenn ihr euch mit dem Buzzword-Bingo aktueller (Indie)-Games nicht ganz so gut auskennt, helfen wir euch gerne mit ein paar kurzen Erklärungen aus. Als Metroidvania werden Spiele bezeichnet, bei denen das Grundprinzip des Gamedesigns darin besteht, die Spielwelt Stück für Stück zu erkunden und bekannte Gebiete mit neu erworbenen Fähigkeiten erneut aufzusuchen, um weiter Fortschreiten zu können. Beispiele: "Castlevania: Symphony of the Night", "Guacamelee!", das grossartige "Dust: An Elysian Tail" und wenig überraschend natürlich "Super Metroid".

Unter prozedural generierten Dungeons – oder generell auch Inhalten – versteht man, dass zwar das Ziel zu dem ihr gelangen sollt klar definiert ist, der Weg, die Hindernisse und die Anzahl / Art der Gegner allerdings bei jedem Versuch zufällig variieren. Das macht das Spiel unberechenbarer und bedeutet im Endeffekt auch einen deutlich höheren Wiederspielwert, da ihr immer neue Konstellationen vorgesetzt bekommt und nicht stur auswendig lernen könnt. Beispiele: "Brut@l", "No Man’s Sky" oder "Minecraft".

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Die kanadischen Entwickler von Sundered nutzen beide Mechaniken und zusätzlich werden weitere Monsterhorden nach den Faktoren Zeit, Stresslevel und aktuelle Region ins Spiel gebracht. Das Ergebnis: Eine echte Herausforderung, bei der ihr garantiert nicht so schnell einen beeindruckenden Speed Run hinlegen werdet und der Pixeltod euer ständiger Begleiter sein wird. Aber genug der Vorrede: Warum geht es eigentlich genau?

Ihr findet euch in der Rolle von Eshe wieder, einem Wanderer zwischen den Welten. Welten, die von den Monstrositäten eines H. P. Lovecraft und den Drogenalbträumen eines Palmer Eldritch (Lesetipp: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch von Philip K. Dick) inspiriert wurden. Euer Ziel: Entkommen. Euer Problem: Horden von ekligen Monstern und echt brutale Bossgegner, die euch in den eingangs erwähnten prozedural generierten Level den Weg versperren. Optisch eine Mischung aus LSD-Horrortrip und den traumhaft schönen handgezeichneten Figuren und Hintergründen, wie diese bereits in dem grandiosen Studioerstling Jotun zum Einsatz kamen.

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Allerdings belassen es die klugen Köpfe von Thunder Lotus Games, allen voran Creative Director William Dubé, nicht beim schönen Schein, sondern polieren das Kampf- und Heldenentwicklungssystem des Action-Horror-Platformers mit einigen spannenden Features auf. So sammelt ihr bei den Kämpfen und den Erkundungen der zahlreichen Geheimnisse sogenannte Shards. Die tauscht ihr in eurer Basis, zu der ihr nach jedem Bildschirmexitus automatisch zurückkehrt, gegen Upgrades ein. Mehr maximale Gesundheit, grösseren Schaden oder eine höhere Rate bei den wichtigen kritischen Treffern sind nur einige Verbesserungen, die ihr erlangen könnt.

Es gibt aber natürlich auch neue Fähigkeiten zu erlernen, die ihr dringend benötigt, um weiter in der höllischen Welt des Terrors vorzudringen. Setzt eure virtuelle Währung zum Beispiel ein, um eure mickrige Ausweich-Rolle gegen einen gewaltigen Power Dash einzutauschen. Das hilft nicht nur gegen lästige Gegner, sondern lässt euch auch bislang unzugängliche Stellen der Spielwelt erreichen. Mehr Metroidvania geht nicht.

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Und noch eine Besonderheit erwartet euch: Wenn ihr einen der knackigen Bosse erlegt, bekommt ihr mit dem Elder Shard eine besondere Belohung. Dieses mysteriöse Relikt erlaubt es euch, eine Fähigkeit zu korrumpieren und somit deutlich mächtiger zu machen. Aber wie das nun mal so ist im Videospielleben, hat dieses besondere Level-Up einen hohen Preis. Eshe wird stärker, aber verliert an Menschlichkeit. Wie sich das bemerkbar macht? Zum Beispiel im weitern Verlauf der Geschichte und das ihr möglicherweise nicht das Beste der multiplen Enden zu sehen bekommt. Also mehr Macht oder eure Menschlichkeit, was darf es denn sein? Bevor ihr euch entscheidet, lauscht doch schon mal zur Einstimmung dem Soundtrack von Jotun, der Komponist Maxime Lacoste Lebuis übernimmt auch für „Sundered“ die atmosphärische Klanguntermalung.

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