The Witcher 3: Wild Hunt

Aus Liebe zur Epik

Vorschau Benjamin Kratsch

Die drei narrativen Ebenen

Entscheidungen im Gameplay, der Story und der offenen Welt

Das Geschichtenerzählen funktioniert in „The Witcher 3“ auf drei narrativen Ebenen: Auf der untersten sind freie Aktivitäten wie Handwerken, Minispiele wie Messerwerfen, isolierte Quests sowie die Monsterjagd angesiedelt. Geralt entdeckt immer wieder die Spuren von Monstern, kann diesen folgen oder sie ignorieren. Das ist erstaunlich gut gemacht, weil wir damit komplett neue Questreihen freischalten. Folgen wir einer Monsterspur, führt sie uns vielleicht in ein Dorf, das gerade angegriffen wurde.

In dem gibt es Konflikte und unterschiedliche Parteien, die unterschiede Auffassungen haben können, was mit dem Monster geschehen soll. Die Menschen des Mittelalters waren sehr gläubig, es mag da Fraktionen geben, die den Angriff als ein Zeichen sehen und uns bitten einen Waldriesen zu verschonen. Andere wollen ihn töten, wir müssen uns entscheiden. Oder wir lassen es bleiben, überlassen das Dorf seinem Schicksal und werden beim nächsten Mal möglicherweise dahingeschlachtete Bewohner entdecken, weil wir das Monster nicht erlegt haben. Es ist spannend welche Wege die Questdesigner von CD Projekt RED hier gehen, denn es gibt nicht  die eine richtige oder falsche Entscheidung. Wo ein „Infamous: Second Son“ mitunter zu deutlich sagt, was wir zu tun haben und sehr stark an die Hand nimmt, lässt uns „The Witcher 3“ einfach mal machen. 



Auf der zweiten narrativen Ebene befindet sich die politische Situation im Land: In jedem der drei Haupt­gebiete Skellige, Novigrad und dem Nomansland wird Geralt mit einem eigenen Handlungsstrang konfrontiert. Das Besondere: Die einzelnen Stränge sind miteinander verwoben und wirken sich dementsprechend aus. Interessanterweise auch nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Haupthandlung, die sich auf der dritten Erzählebene befindet und allen anderen Abenteuern übergeordnet ist. Wer will, kann seinen Hexer ausschliesslich in die Hauptstory rund um Rivas Suche nach seiner verlorenen Liebe schicken. Auch ist‘s möglich, den Storyfaden eines der grossen Gebiete zusätzlich anzugehen, einen anderen hingegen zu ignorieren. Das ist dann allerdings eine bewusste Entscheidung, die wie so vieles in diesem Universum Konsequenzen mit sich bringt. Du ignorierst den Hilferuf eines mächtigen Königs? Völlig legitim, doch rechne damit das er dir in einer späteren preklären Situation dann auch nicht bei Seite stehen wird. Wir können auch global-politisch agieren, können eingreifen in den Krieg zwischen dem Imperium der Nilfgaard und den Nördlichen Königreichen oder es sein lassen. Geralt ist als Figur recht neutral angelegt und fühlt sich niemanden verpflichtet. Es gibt also kein „Skyrim“-Fraktionen-System, viel mehr will CD Projekt RED Entscheidungen elegant und harmonisch mit der Geschichte verschmelzen lassen.

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