Ein verschwundenes Kind, eine betrogene Ehefrau und jede Menge Schattengestalten, die dem Helden nach dem Leben trachten. "Those Who Remain" wirkt wie eine erfrischende Mischung aus "Alan Wake" und "Stranger Things". Was der Indie-Titel sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in unserer Vorschau.
Edward blickt auf einen Tisch. Vor ihm stehen sieben Flaschen hochprozentiger Alkohol. Direkt davor liegen eine Patrone und ein Handy. Behutsam begutachtet er ein eingerahmtes Bild, das ein Ehepaar zeigt. Rücken an Rücken sitzen ein Mann und eine Frau am Boden und wirken sehr glücklich. "Wenn du etwas verlierst, weisst du eigentlich erst, wie glücklich du warst. Doch dann, dann fällt alles in sich zusammen", seufzt der Protagonist mit betrübter Stimme.
"Irgendwann wirkt dein vergangenes Leben wie ein weit entfernter Traum. Wie ein Film, den du vor langer Zeit gesehen hast." Edward nimmt noch einen kräftigen Schluck, nur um Sekunden später weiter zu philosophieren. "Irgendwann wirst du zu jemandem, den du nicht mehr wiedererkennst. Was hat das alles für einen Sinn? Ich verletze jeden, der mich liebt. In dem Augenblick, als mich meine Frau am meisten gebraucht hat ..." Edward zögert kurz, greift dann aber doch zu seiner geladenen Pistole. "Vielleicht ist es Zeit, dies alles zu beenden."
Doch dann, Sekunden später, klingelt plötzlich sein Smartphone und zeigt zwei neue Nachrichten auf dem Display an. "Ich bin im Motel, direkt ausserhalb von Dormont. Triff mich dort. Die Nacht gehört uns. Ich habe eine Überraschung ... Diane".
Es folgt eine kurze Ladeunterbrechung, und schon sind wir mittendrin in der aufwühlenden Geschichte von "Those Who Remain". Der in Unity entwickelte Psycho-Thriller reift derzeit beim dezentral organisierten Indie-Studio Camel 101 heran und soll noch in diesem Frühjahr für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch erscheinen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Trotz der dreistelligen Ziffer im Namen ist Camel 101 ein sehr überschaubares Team aus gerade einmal drei Kernmitgliedern, die von drei unterschiedlichen Standorten aus kollaborieren.
"Es ist kein Horrorspiel und verlässt sich auch nicht auf Jumpscares oder Schreie aus dem Nirgendwo", verrät uns Ricardo Cesteiro, Mitgründer von Camel 101, während eines Hands-on-Termins in München. "Unser Ziel war es vielmehr, ein First-Person-Adventure mit angsteinflössenden Umgebungen und einer zum Schneiden dichten Atmosphäre auf die Beine zu stellen." So viel vorweg: Genau das ist dem kleinen, aber hoch engagierten Team mit der Vorabversion schon verdammt gut gelungen.