Wolfenstein: Youngblood - Test/Review

Krawallschwestern in der Stadt der Liebe

Test Video Michael getestet auf PlayStation 4

Nazikiller im Doppelpack

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Anders als "Wolfenstein II" ist "Youngblood" im Herzen kein Einzelspieler-Epos, sondern ein Kooperativ-Abenteuer für zwei Teilnehmer. Wer die Deluxe-Edition kauft, erhält einen "Buddy-Pass", um einen Freund, der nicht über die Vollversion verfügt, einzuladen. Eben so sollte es auch gespielt werden. Zwar kann der Computer den fehlenden Mitspieler ersetzen, doch agiert er dabei alles andere als taktisch. Dann steht die Wahl der Schwester an. Und die ist grundsätzlich egal, denn Optik und Spezialfähigkeit - Unsichtbarkeit oder Rammattacke - werden in einem Menü gewählt. Ansonsten ist vieles unmittelbar und herrlich vertraut. Vor allem Ballern, Springen und Rutschen fühlen sich sofort nach "Wolfenstein" an. Wer die Vorgänger gespielt hat, ist sofort wieder drin. Und so geht es nach der Ankunft in Paris direkt ins Gefecht - und zwar auf einem riesigen Zeppelin, der über der Stadt thront. Von hinten nach vorn müssen sich die Schwestern durchschiessen, um einen Nazi-Offizier zu töten. Auf dem Weg tauchen immer wieder kleine Computer auf, die Informationen zum Spiel bereithalten - und komische Silbermünzen, deren Sinn und Zweck später erklärt werden. Spektakulär wird der Zeppelin vom Himmel geholt. Erst danach beginnt das eigentliche Spiel.

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Wie in den Vorgängern gibt es eine Basis, die als Ruhepunkt und Hub zwischen den verschiedenen Missionen dient, eben in den Höhlen und Totengräbern unter den Strassen der französischen Hauptstadt. Das ist detailreich gestaltet: Skelette sind in die Wände eingelassen, dicke Kabel verlaufen umher, ein kleiner Garten sorgt für Nahrung und frische Luft. Die Wege erschliessen sich nicht sofort, doch verlaufen kann man sich nicht. Zudem ist der Rebellenstützpunkt mit interessanten Charakteren gefüllt, die sukzessive zu Auftraggebern werden. Juju, Penda, Odette und der taube Jacques, der die Mädchen offenbar besonders ins Herz geschlossen hat, sind beispielhaft zu nennen. Allerdings reichen diese in ihrem Facettenreichtum und ihrer emotionalen Tiefe nicht an B. J.s Mitstreiter, etwa den Veteranen Fergus Reid und den liebenswert-trotteligen Max Hass aus "Wolfenstein II", heran.

Das gilt leider auch für die Story insgesamt. Der Hauptpfad ist recht früh und simpel vorgezeichnet. Die drei Brüder - wie passend - sind das grosse Ziel und riesige Türme, die weit in den Himmel ragen. Zum Schluss soll der Siegturm eingenommen werden - der einstige Eiffelturm, der mit Tonnen von Beton zu einem Wahrzeichen der Naziherrschaft umfunktioniert wurde. Dort sitzt auch SS-Oberst-Gruppenführer Lothar Brandt, der von einer Elite-Einheit beschützt wird - und zwar nicht nur vor den Zwillingen, denn der SS-Mann hat grosse Pläne. Er will, nachdem B. J. den fiesen Hitler zur Strecke brachte ... nein, das soll noch nicht verraten werden. Wer mag und sich traut, kann sofort die drei Hauptmissionen in beliebiger Reihenfolge angehen. Jedoch wird man dabei kläglich scheitern. Die beiden Teenager-Damen können und müssen dafür nämlich eigentlich erst durch jede Menge Rollenspiel-artige Stufenaufstiege und Erfahrungspunkte mit neuen Fähig- und Fertigkeiten ausgerüstet werden: mehr Gesundheit, Rüstung und Schaden oder eine längere Unsichtbarkeitsdauer. Das ist ausgetüftelt und vielfältig, aber fast schon etwas erschlagend.

Auch bei den Waffen kann nachgebessert werden, die bis auf die Uzi und das Blitze schleudernde Elektrokraftwerk schon bekannt sind. Ein Sturm- oder Kugelgewehr, das viele Nazis durchlöcherte, wird automatisch etwas besser. Weitere Vorteile bringen die erwähnten Silbermünzen, die in den Levels aufzufinden sind. Mit denen lässt sich verschiedenstes Nach- und Aufrüst-Equipment für die Wummen kaufen, darunter grössere Magazine und Batterien, bessere Visiere, schwerere und längere Läufe. Ebenso lässt sich die Motorrüstung tunen - zumindest optisch. Wer mag, kann ihr Lackierungen spendieren oder einen anderen Helm. Dazu kann man Echtgeld investieren und im Spielshop Goldbarren kaufen, die allerdings nur weitere kosmetische Rüstungsverschönerungen und - derzeit auf PlayStation 4, aber nicht auf PC - begrenzt nützliche Booster, die für einige Minuten mehr Erfahrungspunkte spendieren oder die Rüstung verstärken, einbringen. Sinnig und wirklich gewinnbringend ist Letzteres also nicht.

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