AppleTV+: Mythic Quest - Titan's Rift - Special

Die zweite Staffel der Apple-TV-Serie bietet gewohnte Qualität - und eine echte Entdeckung

Artikel Video Steffen Haubner
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Kopf ab! Die Heroine an der Studiowand gehört zu den ersten Opfern von Davids verkrachtem Liebesleben

Dass die Serie auch diesmal vor allzu drastischen Darstellungen des Arbeitsalltags zurückschreckt, mag damit zusammenhängen, dass Produktionsfirma Lionsgate für die Serie mit dem "Assassin's Creed"-Konzern Ubisoft kooperiert, der sich gegen eine allzu negative Darstellung seiner Geschäftsgrundlagen sicherlich verwahrt hätte. Das soll aber keineswegs heissen, dass sich "Mythic Quest" in harmlosen Flachwitzchen ergeht. An sarkastischen Seitenhieben ist kein Mangel, und dass sich die Welt der Entwicklerstudios in eine sich vorwiegend um sich selbst drehende Führungsebene und das von den Launen der Chefs gegängelte Fussvolk aufteilt, dürfte der Wahrheit in vielen Fällen doch recht nahekommen. So lassen die Autoren keinen Zweifel daran, wer die eigentliche Arbeit macht, nämlich die Designer vom Artteam, die in Galeeren-artigen, fensterlosen Arbeitsräumen schmoren, während die Entscheider eine Etage höher in lichtdurchfluteten Büros ihre Neurosen pflegen.

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"Kann doch nicht so schwer sein, der Kunstkrempel!" Der Art-Director muss mal wieder als Prügelknabe herhalten

Leicht haben es aber auch die nicht, zum Beispiel Executive Producer David Brittlesbee (David Hornsby), von den Kollegen liebevoll als "unsellable lootbox full of garbage" beschrieben, den auch weiterhin eklatante Autoritäts- und noch drängendere Beziehungsprobleme plagen. Erschwerend kommt hinzu, dass Ex-Assistentin Jo (Jessie Ennis) inzwischen auch seine Ex-Freundin ist und jeden darüber in Kenntnis setzt, warum sie den profilneurotischen Langweiler abgesägt hat. Wenigstens der Titel für die besagte Erweiterung ist bald gefunden: "Mythic Quest: Titan's Rift". Wenn man nur noch wüsste, was genau das eigentlich bedeuten soll. "Don't be held back by reality!" lautet jedenfalls die Anweisung von Ian, der die Arbeitssklaven vom Artteam kurz darauf zusammenfaltet, weil sie sich zu eng an seine Vorgaben gehalten haben und dabei auch noch im Zeitplan und unter Budget geblieben sind. Bitte, wo kommen wir denn da hin?!

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"Ein griffiger Name ist doch die halbe Miete, oder?" Poppy geht voll in ihrer neuen Führungsrolle auf

Brad Bakshi (Danny Pudi) hat als "Head of Monetization" seinerseits ganz eigene Vorstellungen von der Gestaltung der geplanten Erweiterung. Stichwort "Battle Royale". Denn der Jeder-gegen-jeden-Modus ist der aktuelle "big fat whale carcass", um den Möwen, sprich die zahlungswilligen Spieler, kreisen. Bei einem von einer kreativen Vision durchdrungenen selbsternannten Genie wie Ian schrillen da natürlich sämtliche Alarmglocken. Brad muss daher andere Verbündete im Studio finden, denen er seinen Wahlspruch nahebringen kann: "You take the credit and not the blame." An weiteren schönen Quotes ist auch diesmal kein Mangel, und einige davon wie etwa "Mobile games. They're not games. They are bullshit apps made to distract people while they poop!", "People don't wanna play as dead goat!" oder "I don't care about your love life, tester!" könnten als geflügelte Worte dauerhaft in den Sprachschatz eingehen.

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