Dungeons 4 (Deluxe Edition) - Test / Review

Endlich wieder böse sein

Test Video Joel Kogler getestet auf PC

Ganze 27 Jahre ist es her, dass "Dungeon Keeper" dem Echtzeit-Strategie-Genre seinen Stempel aufdrückte. Neu war hier, dass wir nicht die Helden spielen, die den Tag retten, sondern die finsteren Schergen. Der schwarze Humor blieb genauso positiv in Erinnerung wie der interessante Gameplay-Mix aus (fast friedlichem) Aufbau eines effizienten Dungeons und Kämpfen, bei denen ihr neben einer Vielzahl an Schergen auch Zauber und Fallen einsetzt.

Der Münchner Entwickler Realmforge Studios hat sich genau an dieser Vorlage bedient, um die heutige "Dungeons"-Reihe aufzubauen. Was noch als sehr minimal verändertes Pseudo-Reboot des Klassikers begann, hat sich mit dem mittlerweile vierten Teil zu einem Klassiker auf ganz eigenen Füssen entwickelt. Die DNS von "Dungeon Keeper" ist zwar noch immer klar erkennbar, aber gerade im Bereich der Kämpfe hebt sich "Dungeons 4" dank grossen überirdischen Schlachten klar von der Vorlage ab. Nachdem das Spiel bereits gegen Ende 2023 digital für PC und Konsolen erschienen ist, kommt es jetzt auch physisch auf Xbox S/X und PlayStation 5. Zu diesem Anlass haben wir den Test auf PC nachgeholt.

Ein ganz normaler Tag im Untergrund

Eigentlich wäre es ja an der Zeit für das Absolute Böse und dessen Dienerin Thalya, die wohlverdiente Weltherrschaft zu geniessen. Immerhin haben sie in "Dungeons 3" die Kräfte des Guten nahezu ausgemerzt. Entsprechend beginnt "Dungeons 4" direkt mit dem letzten Siegesfeldzug, bei dem wir Landstriche verwüsten. Alles scheint gut zu laufen, denn auch wenn uns die letzten Helden durch die Finger rutschen, können wir den Sieg geniessen. Jedenfalls so lange, bis Thalya den erbeuteten "Finitude"-Handschuh ausprobiert und mit den Fingern schnippt. Prompt zwingt sie uns, das Absolute Böse, in die Knie und übernimmt unsere Herrschaft. Jedoch nur kurz, denn die unerfahrene Dunkelelfin wird zehn Minuten später von den Helden besiegt und gefangen genommen.

Jetzt liegt es abermals an uns, die Welt vor den Rettern zu retten, Thalya zu befreien und endlich jeden Landstrich zu verderben.

Screenshot

Wie schon seine Vorgänger gibt sich "Dungeons 4" Mühe, die Geschichte an Witzen und Referenzen zur Popkultur wie dem Infinity-Handschuh aufzuhängen. Die Handlung selbst ist dabei völlig banal und dient nur dazu, sich immer wieder über bekannte Fantasy-Elemente lustig zu machen. Das ist jedoch immer so eine Sache mit Videospielen, die unbedingt lustig sein wollen: Auch hier geht der Schuss im Grossen und Ganzen eher nach hinten los. Mit seinen Dialogen erinnert "Dungeons 4" meistens an "Borderlands 3", in dem es geradezu verzweifelt versucht, auch nur einen Lacher beim Spieler abzuholen.

"Dungeons 4" feuert die Witzkanone aber so unnachgiebig und konsequent, dass dieser mögliche Negativpunkt wieder ins Positive umschlägt. Wir haben zwar nur über "Dungeons 4" gelacht und nicht mit dem Spiel, das ist jedoch nicht weiter schlimm.

Gemeinsam herrschen

Spielerisch hat "Dungeons 4" zum direkten Vorgänger keine gewaltigen Sprünge gemacht. Vielmehr hat man sich auf bestehende Stärken fokussiert, sie ausgebaut und einige Tücken des Gameplays abgerundet.

Screenshot

Noch immer besteht das Herzstück darin, uns in jeder der 20 Kampagnenmissionen einen Dungeon aufzubauen, ihn mit erforschten Räumen und Fallen zu verbessern, sodass wir stärkere und gefährlichere Monster beschwören können, um dann in der Oberwelt den Helden das Fürchten zu lehren. Wer dabei gemächlich vorgeht und sich Zeit nimmt, sich auf jedes Gefecht bestmöglich vorzubereiten, hat hier, zumindest auf normalem Schwierigkeitsgrad, ein eher entspannendes Aufbauspiel und kein hektisches Strategiespiel mit Fokus auf Kämpfen.

Wem das Dungeon-Management zu viel ist, der kann nicht nur den Schwierigkeitsgrad senken, sondern sich auch in Form eines Koop-Partners Unterstützung holen. Die komplette Kampagne und die davon losgelösten Gefechte lassen sich zu zweit spielen, wobei beide Teilnehmer denselben Dungeon aufbauen. Eine Möglichkeit zum PvP gibt es nicht. Das Spiel funktioniert im kooperativen Modus zwar gut, gerade in den früheren Missionen gibt es für zwei Spieler allerdings oft nicht ausreichend zu tun und nicht genug Einheiten zum Kommandieren. Hier dient der Modus eher dazu, einem weniger erfahrenen Spieler unter die Arme(e) zu greifen.

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