Gran Turismo - Der Kinofilm - Special

Rennsport-Drama mit Gaming-Wurzeln

Artikel Video Joel Kogler

Sony und PlayStation haben einige der bekanntesten Marken der Videospielgeschichte grossgemacht. "Uncharted" und "The Last of Us" schafften bereits den Sprung in Film und Fernsehen, und obwohl gerade bei "Uncharted" die Reaktionen des Publikums eher durchwachsen waren, scheint man bei Sony Pictures zuversichtlich auch weitere Klassiker auf die Leinwand bringen zu können. Was steht also als Nächstes an? Ein Familienfilm mit Spyro oder Crash Bandicoot? Oder doch ein Spionage-Thriller mit Solid Snake?

Nein, Sony überrascht mit einer Spielreihe, die wohl kaum jemandem in den Sinn gekommen wäre, wenn es um spannende Geschichten geht: die Rennsimulation "Gran Turismo".

Vom Gamepad zum Lenkrad

So abwegig, wie es anfänglich scheint, ist dieser Pitch jedoch nicht. Verfilmt wird nämlich keine Geschichte aus dem Videospiel selbst, sondern die wahre Geschichte rund um Jann Mardenborough, der den Weg vom virtuellen Profi-Rennfahrer zum echten Rennfahrer schaffte. Alles dank eines Turniers in "Gran Turismo". In der filmischen Umsetzung wurden zwar einige Dinge geändert, die grossen Momente und die generelle Struktur folgen aber der echten Story des jungen Rennfahrers.

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Als Sohn eines professionellen Fussballspielers wird von Jann (Archie Madekwe) eigentlich erwartet, dass er sich auch fürs Kicken interessiert. Ihm ist allerdings nur eines wichtig: Rennsport. Da die Karriere als echter Rennfahrer finanziell nicht möglich ist, perfektioniert Jann seine Fahrkünste mit der Rennsimulation "Gran Turismo". Das Schicksal scheint jedoch auf seiner Seite, als der PR-Manager von Nissan, Danny Moore (Orlando Bloom), die GT Academy ins Leben ruft. Dieser Marketing-Stunt soll aus den besten Gamern echte Rennfahrer für Team Nissan machen und so die Liebe für Autos in einer neuen Generation entfachen. Hier soll der verbitterte Ex-Rennfahrer Jack Salter (David Harbour) die jungen Gamer zu echten Rennprofis ausbilden, um einerseits Nissan in die Köpfe junger Menschen zu bringen und andererseits zu zeigen, wie realistisch "Gran Turismo" als Rennsimulation ist. Natürlich bringt der Wechsel vom Bildschirm zur Rennstrecke einiges an Gefahren mit sich.

Rennsport-Drama mit Star-Besetzung

Die Geschichte rund um Jann Mardenborough ist eher unbekannt, und entsprechend sind wir mit nur wenigen Erwartungen in den Film gegangen. Zunächst scheint es, als ob unsere schlimmsten Erwartungen erfüllt werden, denn auch wenn Orlando Bloom als Danny Moore unglaublich charismatisch ist, quillt der Anfang des Films mit Lobpreisungen für das Videospiel "Gran Turismo" nur so über. Selbst als Fernsehwerbung wäre das stellenweise noch übertrieben, ganz zu schweigen von einem Film, bei dem Eintritt verlangt wird. Sobald jedoch die GT Academy zum Thema wird und die Charaktere auf die Rennstrecke kommen, nimmt der Film wortwörtlich an Fahrt auf.

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Das liegt nicht zuletzt an David Harbour als Jack Salter, der als griesgrämiger Ex-Rennfahrer langsam vom Antagonisten zur Vaterfigur wechselt und über den gesamten Film hinweg sehr unterhaltsam ist. Der Hauptcharakter Jann wird derweil von Archie Madekwe hervorragend verkörpert und sieht dem echten Jann Mardenborough tatsächlich recht ähnlich. Die schauspielerischen Leistungen der drei zentralen Charaktere wären aber nichts, wenn die Handlung nicht gut inszeniert wäre. Da sich rund 70 % des Films auf der Rennstrecke abspielen, ist das kein leichtes Spiel für Regisseur Neill Blomkamp. Trotzdem schafft "Gran Turismo", jedes Rennen spannend zu inszenieren und tatsächlich ein Interesse am realen Rennsport zu wecken.

Fazit

Ein Rennspiel ohne Story in einen Kinofilm zu verwandeln, ist keine einfache Sache. "Gran Turismo" ist entsprechend eigentlich gar keine Videospielverfilmung, sondern ein Rennsport-Drama, das die Videospielvorlage nur als Ausgangspunkt (und Produktplatzierung) einbezieht. Die Geschichte rund um Jann Mardenborough ist tatsächlich bemerkenswert und packend und wurde hier grösstenteils gelungen umgesetzt. Ob der Film auch jene abholt, die mit Rennsport oder Rennspielen nichts anfangen können, bezweifeln wir zwar. Trotzdem waren wir davon überrascht, wie spannend "Gran Turismo" tatsächlich ist.

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