Iron Harvest 1920+: Complete Edition - Test / Review

Die Schöne und der Mech

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Während das Strategie-Genre auf PC nach wie vor grosse Titel hervorbringt, sieht es auf den Konsolen anders aus. Neben "Stellaris" und "Civilization VI" gibt es nur wenige Spiele des Genres, die es überhaupt auf die Plattform schaffen. Noch dünner sieht die Auswahl bei Echtzeitstrategie aus. Da ist Microsofts "Halo Wars"-Reihe praktisch konkurrenzlos. Das will Entwickler KING Art jetzt mit seinem Port des PC-Spiels "Iron Harvest" ändern. Wir haben uns angeschaut, ob der spirituelle Nachfolger zu "Company of Heroes" es endlich schafft, Echtzeitstrategie ins Wohnzimmer zu bringen.

Noch bevor das Spiel überhaupt startet, werdet ihr im Hauptmenü von einem der grössten Stärken von "Iron Harvest" begrüsst. Das Setting des Spiels, eine fiktive Zeitlinie der 1920er-Jahre auf Basis des polnischen Künstlers Jakub RóżalskiIron, ist faszinierend. Der Erste Weltkrieg hat die Mächte Europas erschüttert. Die behäbigen Mechs haben Kriegsführung für immer verändert und unmenschlicher gemacht. Die Spuren des Krieges sind allgegenwärtig - von zerstörten Gebäuden und verbrannter Erde bis hin zu den leblosen Überresten der Kampfmaschinen. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist mit dem Aufräumen dieser Trümmer beschäftigt, um ihr normales Leben wieder fortzusetzen. Man nennt diese Zeit auch die eiserne Ernte - oder "Iron Harvest".

Steampunk-Krimi

Den Menschen steckt noch der letzte Krieg in den Knochen, da droht bereits der nächste Konflikt. Eigentlich gilt nach wie vor der Waffenstillstand, doch das Zarentum Rusviet besetzt noch immer die Republik Polania, und es gibt immer wieder Kämpfe zwischen Soldaten und Widerstandskämpfern, während die Regierungen beider Länder verhandeln. Hier beginnt die erste von fünf Kampagnen des Spiels. Ihr erlebt die Geschichte von Anna Kos, einer jungen Scharfschützin aus Polania, und ihrem treuen Bären Wojtek. Zunächst schliesst ihr euch dem Widerstand an und vertreibt Rusviets Streitkräfte aus eurem Dorf. Ihr werdet aber schnell zum Symbol des Widerstands und kommt einer Verschwörung auf die Spur, die weit grösser ist als die Konflikte in Polania. Die zweite Kampagne dreht den Spiess um und lässt euch die Sicht der Rusviets erleben. Hier vertieft sich die Geschichte rund um Nikola Tesla und die mysteriöse Herkunft der Mechs, die im Grossen Krieg eingesetzt wurden. In der dritten Kampagne spielt ihr einen Kriegshelden des Sächsischen Reichs, müsst aber schnell feststellen, dass Mächte jenseits der Nationen den bevorstehenden Krieg für ihre Zwecke nutzen wollen. Die Handlung wird damit von Kampagne zu Kampagne fortgesetzt und zeigt die Welt von "Iron Harvest" aus sehr unterschiedlichen, interessanten Blickwinkeln.

Screenshot

Leider ist die Inszenierung dieser Geschichten teilweise sehr unbeholfen. Die Zwischensequenzen, die ihr vor und nach jeder Mission zu sehen bekommt, sind grossartig und erwecken die Welt und ihre Charaktere zum Leben. Ganz anders sieht es da mit den Missionen aus, die zwar spielerisch interessant und abwechslungsreich sind, erzählerisch aber auf dem Niveau eines Laientheaters stecken bleiben. Das liegt vor allem daran, dass weder die Umgebung noch die Charaktere dafür gemacht sind, dass die Kamera nahe herangeht, was sie in den Zwischensequenzen innerhalb von Missionen nun mal muss. Das Schauspiel, das sich dann bietet, ähnelt einer Zwischensequenz der PlayStation-1-Ära und zerstört mit matschigen Texturen und fehlenden Animationen jede Emotionalität, die aufkommen könnte. Es hilft auch nicht, dass die (englische) Vertonung sehr in der Qualität schwankt. Besser sieht es da mit der nativen Sprachausgabe aus, die ihr einschalten könnt und die jeder Einheit die Sprache ihres eigenen Landes gibt. Da das Spiel stellenweise dann doch sehr dialoglastig ist, kann das Lesen der Untertitel jedoch auch schnell zu viel werden.

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