Pacific Drive - Test / Review

Unterwegs in der Sperrzone

Test Video Achim Fehrenbach getestet auf PC

Was steckt wohl hinter der 300 Meter hohen Mauer, die einen Teil des Olympic Peninsula abschirmt? Jedenfalls nichts wirklich Angenehmes! Das Indie-Game "Pacific Drive" schickt euch auf Expeditionen in ein mysteriöses Katastrophengebiet - Unwetter und Anomalien inklusive.

Erst sind es nur ein paar Tropfen, die auf die Windschutzscheibe klatschen. Doch dann verdüstert sich der Himmel zusehends, Windböen rütteln an den Bäumen - und auf die gewundene Landstrasse fällt ein strömender Regen. Kurz darauf bricht auch schon die Nacht herein. Nur schemenhaft sind jetzt noch die Bäume im Scheinwerferlicht zu erkennen, die Scheibenwischer mühen sich an der klatschnassen Windschutzscheibe ab. Die Strassenkreuzung mit den verlassenen Häusern kann nur noch wenige hundert Meter entfernt sein, dort wird es hoffentlich ein paar Autoteile geben, vielleicht auch eine Plasma-Batterie. Von dort, wo die Häuser stehen, dringt durch die tiefe Nacht ein unheilvolles, blaues Leuchten herüber - ein untrügliches Zeichen dafür, dass es hier tödliche Anomalien gibt. Der kurze Plünderausflug wird also ein Spiessrutenlauf werden - so viel ist jetzt schon klar.

"Pacific Drive" ist ein Spiel, das uns immer wieder ins Ungewisse schickt. Mit unserem 1980er-Jahre-Kombi fahren wir kreuz und quer durch die "Olympic Exclusion Zone", eine Sperrzone im Pazifischen Nordwesten der USA. Dort, im Olympic-Nationalpark, wurde in den 1950er-Jahren an zweifelhaften Technologien geforscht - und dabei ging etwas ganz gewaltig schief. Die Zone wurde zum Sperrgebiet erklärt, drum herum errichteten die Behörden eine 300 m hohe Schutzmauer. Bei einem Abstecher in die Gegend werden wir von einer Anomalie in die Zone hineingesaugt - und müssen nun irgendwie den Weg nach draussen finden. Doch das ist leichter gesagt als getan: Der Ausweg scheint im Zentrum der Zone zu liegen - zu dem wir erst mühsam pirschen müssen.

Rollendes Wrack

Unser wichtigster Verbündeter ist dabei unser Kombi - den haben wir in einer morschen Garage in der Zone gefunden. Der alte "Station Wagon" hat schon deutlich bessere Tage gesehen: Die Türen sind verbeult und rostig, die Räder verschlissen und teilweise platt, eine Hecktür fehlt gleich ganz. Mit unserem rollenden Wrack erreichen wir - stets in der First-Person-Perspektive - eine verlassene Werkstatt, in der es nicht nur Sprit und Aufladegeräte gibt, sondern auch Werkbänke und Kartenmaterial. Die Werkstatt gehört einer gewissen Oppy, einer älteren Dame, die uns ziemlich harsche Botschaften über Funk zukommen lässt. Ganz nach dem Motto: "Seid froh, dass ihr meine Werkstatt nutzen könnt - und vielleicht, ganz vielleicht, verrate ich euch auch etwas über die Todeszone!" Oppy ist nicht die einzige Zeitgenossin, die sich über Funk bei uns meldet: Auch zwei seltsam daherplappernde Wissenschaftler streuen immer wieder Handlungsbrocken ein. Weder Oppy noch den Wissenschaftlern können wir eigene Nachrichten schicken - wir müssen einfach mit dem klarkommen, was wir uns inhaltlich zusammenpuzzeln. Vor allem aber gilt es, in dieser äusserst bedrohlichen Umgebung zu überleben - gefragt sind Planung und Improvisationsvermögen.

Screenshot
Simon Stålenhag lässt grüssen: Düstere Szene aus Pacific Drive

"Pacific Drive" ist ein Roguelike auf Rädern. (Der Begriff "Roadlike" wäre dann vielleicht doch etwas albern.) Jedenfalls unternehmen wir immer Expeditionen in verschiedene Bereiche der Zone, um diverse Missionsziele zu erfüllen und unterwegs Ausrüstungsgegenstände zu hamstern. Eine wirklich offene Spielwelt hat "Pacific Drive" nicht: Auf einer Karte wählen wir bestimmte "Knotenpunkte" aus, deren Umfeld wir dann genauer erkunden. Zu diesen Arealen werden wir sodann per Schnellreisefunktion teleportiert - und können sie auch erst dann wieder verlassen, wenn wir das jeweilige Missionsziel erfüllt oder das Zeitliche gesegnet haben. Mit jedem freigeschalteten Knotenpunkt erweitert sich das Strassennetz, das letztlich ins Zentrum der Todeszone führt.

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