Rough Justice: '84 - Test / Review

Würfelauge sei wachsam!

Test Video Steffen Haubner getestet auf PC

Es sind nicht die schlechtesten Games, die einen darüber nachdenken lassen, was ein Spiel eigentlich braucht, um zu funktionieren. "Rough Justice: '84" besteht aus Elementen, die auf den ersten Blick nicht recht zusammenpassen. Jedes für sich erscheint zunächst etwas statisch und eindimensional. Also spielt man einfach mal rein, und ehe man sich versieht, hat man eine oder zwei Stunden damit zugebracht und stellt fest, dass das Ganze tatsächlich viel mehr ist als die Summe seiner Teile.

Zwar wird man den Eindruck nicht los, dass stellenweise Potenzial verschenkt wurde oder etwas Feinschliff gutgetan hätte. Dem Erlebnis tut das aber kaum Abbruch. Vielmehr fügt sich auch das Unperfekte auf wundersame Weise in das Gesamtkonzept ein, das man etwa so zusammenfassen könnte: Wir sind in den 1980er-Jahren und dirigieren eine Truppe von mehr oder weniger dubiosen Privatschnüfflern per CB-Funk über die neonbeleuchteten Strassen einer von Verbrechen und Gewalt gezeichneten Grossstadt. Superhelden und Verfolgungsjagden in 4K sollte da niemand erwarten.

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Rough Justice: '84 erfindet das Genre der Very short Story. Diese hier führt direkt zu einem Minigame.

Stattdessen versprüht "Rough Justice: '84" angenehme Retro-Vibes - ein bisschen so, als würde man vor einem C64 sitzen, nur mit besserer Grafik. Dazu wummert ein atmosphärischer Soundtrack irgendwo zwischen "Die Strassen von San Francisco" und 1980er-Jahre-Porno. Um einen endgültig an den Haken zu kriegen, braucht es dann nur noch einen interaktiven Stadtplan, der an den Brettspielklassiker "Mister X" denken lässt, eine Handvoll Grafiken der handelnden Charaktere, eine in schlichten, aber wie die Faust aufs Auge zum Gesamtkonzept passenden Comic-Bildern erzählte Geschichte und ein paar mehr oder weniger gelungene Minispiele. Und dann ist da natürlich noch der eigentliche Kern des Spiels: ein auf Würfeln basierendes Punktesystem. Der Zufall spielt nämlich eine tragende Rolle in "Rough Justice: '84", und manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Entscheidung zu treffen und das Beste zu hoffen. Kontrollfreaks sollten davon tunlichst die Finger lassen, denn nicht immer ist nachvollziehbar, warum ein Auftrag gerade in die Binsen gegangen ist. Wer sich für die Ästhetik und die Logik von Geldspielautomaten erwärmen kann, liegt hier dagegen goldrichtig.

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Wo geht's lang, Chef? Die Map bietet die einzige Orientierung in der Spielwelt.

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