Mafia 3 - Vorschau

Der Pate trifft auf den Punisher

Vorschau Benjamin Kratsch

Lincoln Clay, kein Gentleman-Gangster im feinen Zwirn

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Lincoln Clay ist ohnehin kein Vito Scaletta. Er ist ein Waiser, der einen Platz in der Gesellschaft sucht, eine Art Ersatzfamilie in der CIA findet, die ihn aber eigentlich auch nur als Tötungsmaschine für Vietnam missbraucht. Er ist das Gegenteil eines Gentleman-Gangsters. Er redet nicht lange, er schlägt lieber direkt mit dem Gewehrkolben zu. Ihr könnt leise schleichend vorgehen, doch auch dann begnügt sich der ehemalige Navy Seal nicht damit seinem Opfer die Luft abzudrücken und ihn auszuknocken, so wie das etwa Sam Fisher tut. Vielmehr spiesst er seine Gegner von hinten auf und scheint ihren Tod zu geniessen. Hangar 13 will ganz bewusst nicht die nächste „Vom Tellerwäscher zum Drogen-Millionär“-Story erzählen, viel mehr geht’s hier um nackte, oft grausame Rache. Gegner und Opfer werden in den Sümpfen nahe New Orleans, den sogenannten Bayou, zu Tode gefoltert und die dort beheimateten Alligatoren erledigen die Leichenbeseitigung. Clay ist ein Getriebener, dem es nicht reicht Sal Marcano selbst zu töten, vielmehr will er seiner Organisation Stück für Stück alle Organe rausreissen. Prinzipiell entscheidet ihr zwar in vielen Momenten selbst, ob ihr lieber auf Cassandras schallgedämpfte Pistole zurückgreift um eine Tiefgarage von Security zu räumen, aber immer wieder fordert euch „Mafia 3“ auch dazu auf ruhig mal ein bisschen die Sau rauszulassen. Von der CIA wurde Lincoln im Nah- und Fernkampf trainiert, er kann mit allem töten, was er in die Finger bekommt.

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Gerade bei der Edel-Engine macht das natürlich Laune, wenn Granaten ganze Bücherregale zerreissen und sich jede einzelne Waffe so wuchtig anfühlt, als wären wir Chuck Norris höchstpersönlich. Wobei, der braucht ja nur seinen kleinen Finger. Im Spiel hingegen schnappt ihr euch so einen armen Mafioso, reisst ihn an seiner Krawatte aus italienischer Seide an euch ran, drückt ihm eine Schrotflinte an die Birne und lernt dem Kerl so blutig schmatzend das fliegen. Ihr knallt seinem Kollegen den Kolben vor den Latz und wie er so auf dem Boden liegt, durchlöchert ihr ihn mit einer Ladung Schrot. Spannend: Hangar 13 legt sehr viel Wert auf satte Schiessereien während einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd. Das Spiel arbeitet dabei mit einem halbautomatischen Zielsystem, so dass ihr während des Fahrens entweder Personen im Auto vor euch oder gleich den Tankdeckel anvisieren könnt, um die Karren so effektvoll auseinander fliegen zu sehen wie beispielsweise in "Watch Dogs". Doch halt, Stop: „Mafia 3“ ist kein „Doom“, seine Gameplay-Mechaniken sind nicht nur aufs Metzeln und effektvolle Töten ausgerichtet, sondern darauf ein neues Gefühl für offene Welten zu bekommen. Wir würden uns sogar dazu hinreissen lassen, den Titel als offener zu bezeichnen als „GTA 5“. Weil euch Rockstar Games in ihrem Open-World-Epos ziemlich detailliert sagt, was ihr zu tun habt. Schalte hier diese Wachmannschaft aus, mopse diesen gepanzerten Transporter, fahre damit zu jener Bank, jenem Juwelier, jenem Gefängnis oder Militärstützpunkt. „Mafia 3“ ist anders: Es streut euch Brotkrumen an Informationen, die ihr aber selbst lesen müsst.

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