Sind die historischen Persönlichkeiten besser integriert?
Die „Assassin’s Creed“-Reihe waren immer tolle Spiele, aber sie wirkten mitunter zu überhastet. Gerade der dritte Teil jagte förmlich durch den Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner und streifte die wichtigsten Persönlichkeiten nur. „Unity“ hat das besser gemacht, doch auch dort wirkten die grossen Namen nicht als integraler Bestandteil der Geschichte, sie waren mehr Gäste, die hier und da mal auftreten durften. Das hat Ubisoft laut Chefproduzent Francois Pelland stark geändert, generell geht man ein bisschen mehr Richtung Situations-Comedy. Da stolpert beispielsweise Charles Dickens in uns hinein, Hitzkopf Jacob würde ihm am liebsten eine verpassen, doch sein indischer Freund und Assassine Henry Green mimt den britischen Gentleman und es winkt eine Einladung zum Tee. So einen Kontakt aus der britischen High-Society kann man ja immer gebrauchen. Später bringen wir dann den Rope-Launcher, die neuen abschiessbaren Seilpfeile zu Erfinder Alexander Graham Bell und der richtet das Ding wieder.
Als er mit Evie auf dem Kutschbock sitzt, erzählt er von einem „phonetischen Telegraphen“, mit dem sich Menschen direkt unterhalten könnten. Evie findet die Idee gut, das Wort aber zu sperrig und schlägt „Telefon“ vor. „Telefon? Wie bizarr“ – Bell lacht. Unklar ist hingegen welche Rolle Karl Marx in London spielen könnte. Tatsächlich starb der führende Kommunist seiner Zeit 1883 an der Themse, bislang habe ich ihn nur in einer Eskortmission vor Templer-Agenten bewahrt. Viel wichtiger aber ist, das Ubi nach Arno gleich zwei richtig sympathische Charaktere gelungen sind: sie haben ihre Ecken und Kanten, sind keine wirklichen Helden, ein bisschen egoistisch, vielleicht sogar narzistisch, aber das lässt sie echt wirken. Es macht Spass Evie und Jacob bei ihrem Trip zu begleiten, weil sich „Syndicate“ dadurch wie ein Buddy-Movie anfühlt: Evie hat das Hirn, Jacob die Muskel und das lassen sie nicht nur einmal raushängen.