Spider-Man: A New Universe - Kino-Special

Ein Held ist nicht genug!

Artikel Video Ulrich Wimmeroth

Erfrischend anders

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Und ob es das kann! Nach dem Drehbuch der „LEGO Movie“ und „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“-Macher Phil Lord und Rodney Rothman, liefert das Animations-Epos einen erfischend anderen Blick auf die sattsam bekannte Story. Im Mittelpunkt steht Miles Morales, ein 13-jähriger Afroamerikaner mit Latino-Wurzeln, der in der Comicserie „Ultimate Spider-Man“ Peter Parker als Superheld Spider-Man beerbt und nun seinen ersten tragenden Kinoauftritt spendiert bekommt. Die Handlung: Der junge Miles hat es wirklich nicht leicht, zwar hat er ein Stipendium für ein nobles Internat in New York erhalten, kommt aber mit den Snobs dort nicht wirklich gut aus, die in ihm wenig mehr als einen Aussenseiter sehen. Auch mit seinem Vater, einem Streifenpolizisten, kommt der pubertierende Jüngling nicht wirklich klar und so hängt er lieber nach der Schule mit seinem coolen Onkel Aaron, dem schwarzen Schaf der Familie, ab. Bei einem gemeinsamen Ausflug in den New Yorker Untergrund, um die tristen Wände mit ein paar Graffitis zu verschönern, wird Miles von einer seltsam glühenden Spinne gebissen. Was dann folgt, dürfte jedem bekannt sein, der sich mit der Spider-Man-Story auch nur am Rande befasst hat.

Am Grab eines Helden

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Schon am nächsten Morgen stellt Miles einige spektakuläre Veränderungen an seinem Körper fest: er ist ein gutes Stück grösser, kräftiger, verfügt über geschärfte Sinne und klebt mit seinen Händen überall fest. Sozusagen mitten in der Super-Pubertät befindet sich der überraschte Junge, der von der neuen Situation völlig überfordert ist. Hilfe verspricht er sich von seinem Idol Spider-Man, dem sympathischen Wandkletterer. Als er seinem Helden nachspürt muss er allerdings zu seinem Entsetzen erleben, wie dieser im Kampf gegen den Verbrecherkönig Kingpin stirbt. Am Grab des gefallenen Helden schwört er bittere Rache und die völlig durchgeknallte Story nimmt ordentlich Fahrt auf, als er sich Peter Parker gegenüber sieht. Allerdings nennt sich dieser Peter B. Parker, ist gut 20 Jahre älter, hat einen gut sichtbaren Bauchansatz und leidet unter der Trennung von seiner Liebe Mary Jane. Mehr widerwillig nimmt dieser die Rolle des Mentors ein und gemeinsam macht sich das Spinnen-Duo auf, aus dem frisch gebissenen Miles einen echten Helden zu machen. Das klingt nach Kitsch, wird aber mit viel Feingefühl und Empathie inszeniert und zementiert so eine glaubhafte Basis für die kommenden gut 120 Minuten Dauer-Action. Ich will jetzt nicht zu viel vorwegnehmen, aber es tauchen bekannterweise noch einige andere Spider-Man-Variationen auf, die aus einem Dimensionstor entspringen und für ein echtes Chaos in der von Superhelden und Superschurken bevölkerten US-Metropole sorgen. Darunter mit Spider-Man Noir eine obercoole Version, wie aus einem Raymond Chandler-Roman, die starke Spider-Gwen (die übrigens schon als Heldin für die bereits in Arbeit befindliche Fortsetzung gebucht ist), Anime Peni Parker mit ihrem eigenen Riesenroboter oder Spider-Ham, ein Schweinchen im Spider-Man-Kostüm. Ein dickes Lob an die Autoren und das Regisseur-Trio aus Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman: trotz der überwältigenden Fülle an Charakteren, es kommen ja mit dem Kingpin und dem Green Goblin auch noch zwei Schurken zum Einsatz, geht keine Figur in der Bedeutlungslosigkeit unter, sondern bekommt ausreichend Zeit für die Entwicklung seiner Rolle.

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