Die GAMES.CH Kolumne #02-2019: Games-Streaming

Warum Games-Streaming eine Katastrophe für die Spielehistorie ist

Kolumne Video Michael

Kein Download, keine Rechte

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Auch nervige Downloads oder 15-Gigabyte-Updates, die Stunden dauern, wären dahin. Denn eingespielt werden die direkt auf den Rechnern der Serverfarm. Und das alles für einen Abo-Beitrag, der Zugriff auf immer neue Games gibt. Das klingt alles super. So lange das Internet stabil läuft. Ansonsten läuft nämlich nichts. Allerdings ist das nur das offensichtlichste Problem, das, sollte sich Cloud-Gaming durchsetzen, sich allmählich zeigen und nerven wird. Denn mit Cloud-Gaming-Diensten wie PlayStation Now, Stadia und anderen gibt der Spieler die Hoheit über seine Spielebibliothek auf. Ähnlich wie bei Netflix oder Amazon Prime besitzt er sie nicht, sondern hat lediglich ein Nutzungsrecht so lange er bezahlt. Das sollte einem bewusst sein. Denn Filme oder Serien sind keine Games. Beim einen lümmelt man sich auf der Couch, chillt und schaut für eineinhalb oder ein paar Stunden. Beim anderen Medium investiert man teils über 20, 30 oder sogar über 100 Stunden an Arbeit und Stress, erspielt Erfolge, plant Matches und trifft sich online mit Freunden.

Verliert ein Streaming-Anbieter plötzlich die Lizenz für ein Videospiel, wie es bei Netflix gerade wieder für Serien wie „Doctor Who“ passierte, ist das Game weg – und damit der Zugriff darauf. Auch all die investierte Arbeit, die erspielten Erfolge und Save Games sind plötzlich wertlos. Ebenso geben Gamer mit Cloud-Gaming-Diensten die Möglichkeit auf, an ihren Spielen herumzuwerkeln, Mods einzuspielen oder, ja, das ist schon sehr nerdy, das Game auf einer ganz bestimmten Version zu halten. All das könnte wiederum auch für die Spielehistorie einen tragischen Verlust bedeuten. Denn dass wir heute noch so vielen Games aus den 80ern und 90ern – sei es nun legal oder halblegal – habhaft werden, sie spielen können, das liegt nicht an den Entwicklern, Studios und Publishern, sondern vielfach den passionierten Spielern. Sie haben sie bewahrt, geteilt und so ihr Verschwinden abgewendet.

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