Die GAMES.CH Kolumne #02-2019: Games-Streaming

Warum Games-Streaming eine Katastrophe für die Spielehistorie ist

Kolumne Video Michael

Rettet die Bewahrungskultur

Screenshot

Wären es nicht die Gamer gewesen, die Disketten, CDs, Automaten und Module sammelten, digitalisierten, ins Internet stellten oder privaten Initiativen wie der Video Game History Foundation oder dem Videospielmuseum in Berlin überstellten, wären heute viele Games verloren. Und verlorene Games gibt es leider schon zu viele. Sollten Streaming-Dienste zum neuen Standard werden, wird den Spielern diese Möglichkeit genommen. Vor allem wenn manche Games nur noch exklusiv für diesen oder jenen Streaming-Dienst entwickelt werden. Die grossen Publisher, das haben wir in den letzten beiden Dekaden gesehen, haben offensichtlich keine grosse Ambition, ihr eigenes Erbe zu erhalten und zugänglich zu machen. Und wie schnell Google dabei ist, erfolglose oder angeblich anachronistische Dienste abzuschalten, das haben Nutzer des Google Reader und Google Wave schmerzlich erleben müssen.

Screenshot

Dadurch könnte sich Cloud Gaming zu einem schwarzen Loch für die Bewahrungs- und Archivierungskultur entwickeln. Da wäre nicht mehr nur der Aktivismus der Spieler gefragt oder ein eigentlich selbstverständliches Bewusstsein der Dienste und Entwickler, sondern vielleicht auch der Regierungen und staatlichen Archivierungsstellen. Denn Videospiele sind vielleicht nicht immer Kunst aber durchaus Kulturgüter, die zugänglich bleiben und für die nachfolgenden Generationen erhalten werden müssen. Wie Bücher und Filme gehören sie in Bibliotheken und Sammlungen. Aber nicht nur jene, die sich in riesigen Bauwerken in Grossstädten befinden, sondern Digitalbibliotheken im Netz. Videospiele, die nicht weiter veröffentlicht oder angeboten werden, deren Entwickler und Publisher längst Geschichte sind, müssen weiter spielbar oder zumindest betracht- und erforschbar bleiben. Dafür braucht es zeitgemässe Einrichtungen und Gesetze. Ansonsten werden wir unseren Kindern und Enkelkindern irgendwann nicht mehr zeigen können, was wir einst so gespielt haben.

Kommentare

Kolumnen Artikel