Totale Ödnis
Ich will euch nichts vormachen. Ich hab „Anthem“ nicht bis zum Ende und Endgame gespielt. Einfach weil ich es nicht mehr ertragen und keine Lust mehr gehabt habe. Zu ziel- und wertlos erschien mir mein Tun und zu schwach der Sog der Handlung, die eigentlich nur daraus besteht, dass Söldner gegen eine militärische Übermacht antreten, die irgendein geheimnisvolles Dings haben will, das – ich rate mal – dann sicher die Welt zu zerstören droht. Eine derartig simple Handlung ist kein Verbrechen – viele gute Filme sind nicht anders gestrickt. Allerdings hat es Bioware nicht geschafft, diese mit interessanten Charakteren, Nebensträngen, Wendungen, Fragen oder einem emotionalen Ankerpunkt auszustatten. Stattdessen versuchten die Entwickler dem hauchdünnen Story-Gerippe mit einem pseudo-epischen und möchtegern-mythologischen Vokabular Gewicht zu verleihen. Allerdings in einer Weise, die nicht imposant, sondern geradezu lachhaft und albern wirkt.
Nahezu alles in der Welt von „Anthem“ trägt einen obskuren oder absurd bedeutungsschwangeren Namen. Der böse Obermotz nennt sich Monitor, sein Gefolge heisst Dominion, die Robo-Rüstungen wurden Javelins getauft und dann gibt’s da noch die Hymne der Schöpfung, die Legion der Dämmerung und anderer ach so epischen Kram. Das ist so überzogen, dass es zumindest mir recht schnell schwer fiel, das „Geschehen“ noch ernst zunehmen. Das ist eigentlich todtraurig. Denn die Welt von „Anthem“ hätte wahrlich Potential gehabt. Alleine die umwerfenden Naturlandschaften, die mit mysteriösen Riesengerätschaften und Kreaturen gespickt sind, die Festungsanlage Fort Tarsis und die menschliche Gesellschaft, die dort um ihren Platz und ihr Überleben kämpft: All das lädt eigentlich zum entdecken und auskundschaften ein. Nicht umsonst hatten die ersten Trailer zu „Anthem“ unzählige Spieler rätseln und spekulieren lassen. Aber dazu kommt es eben nicht.
